Manchmal erleben wir Situationen, denen wir uns nur hingeben können.
Manchmal kann es plötlich passieren, dass wir eine große Stille erleben, die unser Bewusstsein ganz gefangen nimmt. Es kann sehr schön sein und wir erleben es wie einen tiefen und lang ersehnten Frieden. Tief befriedigend und erfüllend. Sie ist leise und kommt zu uns wie ein Dieb in der Nacht, unerwartet, ungeplant und doch ist sie kein Dieb. Sie stiehlt nicht, sondern kommt als Geber, hinterlässt die Empfindung einer permanenten Quelle unendlicher Stille. Sie bleibt eine Zeit bei uns, bewegt unseren Planeten, tut ihre Arbeit und verschwindet dann ebenso geheimnisvoll wieder. Ob es wirklich so ist wissen wir nicht, aber unserem begrenzten Bewusstsein erscheint es oft so. Sie bringt ein Gefühl der Freude, des Glücks, der Erleichterung oder eine Bereitschaft zur Nachgiebigkeit – aber ebenso schnell auch ein Gefühl der Trauer, der Traurigkeit wenn sie wieder Verschwindet.
Wir wissen wenig über diesen besonderen Zustand: Woher kommt er? Wohin geht er, wenn er wieder verschwindet? Wir können andere Menschen fragen, aber Niemand weiß es. Niemand sieht es kommen, niemand spürt, wie es kommt und geht. Oft kommt es in Momenten tiefster Verzweiflung, wenn wir unseren Zustand innerlich als dunkelste Nacht erfahren, wenn wir fast vor der Entscheidung stehen alles aufzugeben, oder wir uns nur noch hingeben können. Niemand kann diese Stille beschreiben, denn Stille ist, was sie ist, nichts als tiefe, tiefe Stille, tiefer, tiefer Frieden. Sie scheint von irgendwo her zu kommen, weit jenseits unserer irdischen Welt, unserer irdischen Realität, und dorthin zurückzukehren. Zu ihrer eigenen Zeit, in ihrem eigenen Tempo. Wir können uns nur hingeben, unseren Kopf in tiefer Ehrfurcht und Dankbarkeit neigen.
Aussen, in unserem täglichen Leben ist es schwer oder sogar unmöglich, einen Ort der wahren Stille zu finden. Einen Ort, an dem man die vollkommene Abwesenheit von Geräuschen in unserer lauten Welt wirklich erlebt. Oder ist diese innere Stille wirklich nur die Abwesenheit von Geräuschen? Wir erleben, dass sich diese wahre Stille zeigen kann, wenn wir uns gerade mitten an einem lauten Ort befinden, aber erst wenn wir die Stille als Zustand unseres inneren Wesens erfahren, können wir sie erkennen.
Wir können einen ruhigen Ort betreten – einen Zufluchtsort, einen Ort in der Natur, einen ruhigen Raum – und wir werden eine Stille erfahren, „hören“. Eine Stille außerhalb unseres Wesens, während vielleicht ein Strudel aus Geräuschen, Gesprächen und Gedanken in uns tobt. Diese Stille ist vergänglich und wird leicht von unserem inneren Zustand überwältigt. Aber es gibt auch eine Stille innerhalb dieser Stille, eine Stille, die nicht wahrnehmbar ist, bis alle inneren Geräusche, das innere Chaos selbst verstummt sind, überwunden wurden, weit hinter uns liegen. Bis wir in unsere eigene innere Stille eintreten, unseren inneren Zustand wahrer Ruhe. Das können wir nicht erzwingen. Viel innere Anstrengung über einen längeren Zeitraum wird uns zu einem Punkt der Offenheit führen, zu einer Bereitschaft, uns hinzugeben.
Und dann … wird regelmäßig eine große Stille in unser Bewusstsein einkehren, nach der wir uns so lange gesehnt haben. Tief nährend, zutiefst erfüllend.
Wir können uns ihr nur hingeben, unseren Kopf in tiefer Ehrfurcht und Dankbarkeit neigen.
Und ihr folgen.