Innere Harmonie – Sieg über sich selbst

Innere Harmonie – Sieg über sich selbst

Harmonie ist ein Kampf! Kämpfe gegen jede Manifestation von Selbstbezogenheit, gegen jede Selbsterhaltung in der Kraft des Geistesfunken, der in uns ist.

Den Menschen zu lehren, zwischen Realität und Illusion zu unterscheiden, ist eine der charakteristischsten Aufgaben dessen, was die Menschen unter Spiritualität verstehen. In gewisser Weise glauben viele Menschen, die sich auf einen spirituellen Weg begeben, dass sie ein illusorisches Leben führen, und versuchen, die Wahrheit zu entdecken, indem sie den Lehren großer Meister der Vergangenheit und Gegenwart folgen. Auf diesem Weg können solche Menschen, wenn sie ihn ernsthaft beschreiten, ihren Verdacht über die illusorische Natur ihrer früheren Leben bestätigen und in ihrem neuen Leben als Wahrheitssuchende die volle Zufriedenheit derer erfahren, die wissen, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Damit weicht die Bitterkeit der Vergangenheit der Freude, und alle Zweifel, die sie vielleicht an der großen Aufgabe, die Gott der Welt und ihren Bewohnern gestellt hat, hatten, lösen sich auf und werden durch einen unerschütterlichen Optimismus angesichts der Herausforderungen, die die Welt und das Leben bereithalten mögen, ersetzt.

Dieser Enthusiasmus ist eine direkte Folge des Kontakts mit dem „Brot des Lebens“, dem geistlichen Atem, der den Suchenden auf seinem Weg belebt und „nährt“. Sie fungiert als eine Art provisorische Verbindung zwischen dem Menschen und dem Geist, eine Verbindung, die notwendig ist, um ihn zu Beginn der Reise voranzutreiben, die aber noch zu oberflächlich ist, um Beständigkeit zu erzeugen, denn sie ist ein äußeres Hilfsmittel, und nur die direkte Verbindung mit der inneren Quelle ist in der Lage, die für eine echte Transformation notwendige Autonomie zu bieten.

Die Verbindung mit dem inneren göttlichen Prinzip muss durch die Strukturen des Selbst hindurchgehen, wodurch die gesamte Persönlichkeit destabilisiert wird. Wenn dies beim Suchenden geschieht, ist es, als ob ihm das „Brot des Lebens“ weggenommen wurde, und er fühlt sich, als ob er sich selbst überlassen wäre. Diese Phase wird in verschiedenen spirituellen Traditionen als Durchquerung der Wüste beschrieben, und die spirituellen Schulen versichern uns, dass sie ein wesentlicher Bestandteil des spirituellen Prozesses ist: Man kann die Wüste nicht umgehen, man muss sie tatsächlich durchqueren.

Auf dieser Reise wird der Suchende mit der Realität seines eigenen Wesens konfrontiert, wodurch eine Disharmonie zwischen der alten Natur des Selbst und dem neuen Wesen, das sich manifestieren will, entsteht. Das Selbst weigert sich, sich selbst anzuschauen, und versucht um jeden Preis, in den Zustand der Bequemlichkeit zurückzukehren, in dem es sich immer befunden hat. Das Bewusstsein des Suchenden wird von Zweifeln aller Art überflutet, und oft wirft er einen sehnsüchtigen Blick auf die Vergangenheit:

Wären wir doch in Ägypten durch die Hand des Herrn gestorben, als wir an den Fleischtöpfen saßen, als wir das Brot in Fülle aßen! Denn du hast uns in diese Wüste geführt, um das ganze Volk verhungern zu lassen“ (Ex 16,3).

Diese und andere Bibelstellen, die die Wüste als „Schauplatz“ haben, offenbaren die archetypische Situation des Suchenden, wenn er mit den Schwierigkeiten der Selbstfindung konfrontiert ist. Das Selbst rebelliert gegen seinen Führer, den Geist, und bedauert, seine Komfortzone verlassen zu haben. Deshalb warnen spirituelle Schulen den Suchenden stets davor, dass die wahre Verbindung mit dem Geist das Selbst niemals in einer bequemen Position belässt. Während das alte Selbst in der Wüste schmachtet, nimmt das neue Selbst mehr und mehr Raum im Bewusstsein des Suchenden ein. Dieses sich verändernde Bewusstsein, das zwischen dem Alten und dem Neuen verweilt, ist immer wieder versucht, annehmbar zu machen, was nicht annehmbar ist. Warum eine so radikale Veränderung anstreben? Warum nicht das Alte mit dem Neuen in Einklang bringen und das Beste aus dem machen, was an beiden „gut“ ist? Wenn das neue Wesen so besonders ist, warum nicht die äußere Realität verändern, anstatt zu versuchen, sich selbst zu verändern? „Wenn du der Sohn Gottes bist, dann sag diesem Stein, er soll zu Brot werden“. (Lk 4,3).

Der Kompass, der den Suchenden in diesen Prüfungen unterstützt, ist die grundlegende Sehnsucht, die ihn dazu bringt, nichts weniger als die Wahrheit zu akzeptieren. Nachdem er sich dem Geist anvertraut hatte, akzeptierte er, dass dieser ihn schließlich auf Wege führen würde, die er nicht kannte und die sogar im Widerspruch zu seinen eigenen Idealvorstellungen standen. Nach langem Ringen mit dem Prozess der Umwandlung seines Bewusstseins, müde und entwaffnet, kann der Suchende schließlich sein tiefstes Selbst betrachten, ohne wegzuschauen, ohne Verstellung oder Fluchtversuche. All seine Unzulänglichkeiten und Begrenzungen, die er immer im Schatten seines Seins gehalten hat, können nun ihren Platz einnehmen. Alle Illusionen über sich selbst und die Welt lösen sich auf und machen Platz, damit er die Dinge so sehen kann, wie sie sind.

Erst dann kann die Liebe in ihrer wahren Auffassung in seinem Herzen erwachen. Es ist keine andere Liebe möglich als die, die alle Menschen mit ihren „Eigenschaften“ und „Mängeln“, mit ihren „Fehlern“ und „Erfolgen“ sowie alles in der Natur existierende Leben, das sich auf der Erde manifestiert, umfassen kann. In diesem Stadium können zwar Konflikte im Inneren des Suchenden auftauchen, aber sie sind nicht in der Lage, die kontemplative Stille zu erschüttern, die dort entstanden ist. Dies ist die innere Harmonie, die durch den stillen und kontinuierlichen Kampf im Herzen des Suchenden aufrechterhalten wird. Wer in diesem Kampf ausharrt, erringt den Sieg in der größten aller Prüfungen – den Sieg über sich selbst.


Empfohlene Lektüre

Für einen informellen Bericht über die Arbeit an sich selbst auf der Suche nach dem wahren Selbst, lesen Sie den Artikel Ich, immer wieder.

Für eine ausführlichere Erklärung der „Wüstendurchquerung“ und ihrer Auswirkungen lesen Sie die Kapitel 3, 4 und 5 des Buches „Die universelle Gnosis“, das Sie kostenlos herunterladen können unter: https://www.pentagrama.org.br/livros/a-gnosis-universal/.

Share

LOGON Magazine

Bestellmöglichkeiten

über unseren Online-Shop oder per Email: shop@logon.media

  • Einzelheft 10 €, inkl. Versand (Ausland 14 €, inkl. Versand)
  • Einzelheft digital 4 €
  • Print-Abo 36 €, 4 Ausgaben/Jahr, inkl. Versand (Ausland 52 €), fortlaufend, Kündigung jederzeit möglich.
  • Digitales Abo 15 €, 4 Ausgaben/Jahr zum Download (pdf), fortlaufend, Kündigung jederzeit möglich.

Unsere neuesten Artikel

Post info

Datum: Oktober 29, 2024
Autor: Grupo de autores Logon
Foto: Rebe Pascual on UnsplashCCO

Bild: