Wie kommt es, dass während alles in einem einzigen Bewusstsein des Glücks, der Güte, Schönheit und Liebe existiert, wir hier umherirrend nur über Trennungsschmerz klagend?
Wir sind wie ein von seiner Mutter getrenntes Kind, das Schreie der Verzweiflung ausstößt, Laute der Angst ums Überleben. Wie dieses Kind wissen wir nicht, was passiert ist; unser begrenzter Verstand kann es nicht begreifen. Wir sehnen uns verzweifelt nach dem Kontakt mit unserer Mutter, nach einem Zustand der Verbundenheit, der Geborgenheit und des Glücks. In all unserer Verzweiflung haben wir vergessen, dass die Rebellion von uns ausging, die dazu geführt hat, dass „die Mutter uns für einen Moment in ein leeres Bettchen gelegt hat”, nur damit wir unsere Fehler erkennen, unsere Sehnsucht nach ihr wiedererwacht und sich ein Bedürfnis entwickelt, wieder in Harmonie mit ihr zu leben. Sie hat schließlich die größte Weisheit, liebt uns am meisten, will nur unser Bestes; sie ist unsere Lehrerin, die ihr selbstbezogenes Kind zu einem schönen Menschen erziehen will, der das von ihr empfangene Gute, die Stille und vor allem die Liebe ausstrahlt.
Getrennt von unserem wahren Selbst, empfinden wir existenzielle Schmerzen, weil wir uns von unserem ursprünglichen Bewusstsein entfernt haben. Wir stecken in unserer mangelnden Erinnerungsfähigkeit fest, suhlen uns in unserer Selbstbezogenheit wie im Schlamm und stöhnen vor Schmerzen in unserem Leben in einer begrenzten Welt, weil wir ohne Verbindung zu unserem Ursprung zu wenig oder nichts verstehen. Wir versuchen sogar, uns in diesem Schlamm einzurichten und uns einzureden, dass alles gar nicht so schlimm sei. Von Angst und Schmerz getrieben, suchen wir außerhalb von uns nach den Schuldigen; jene, die wir für unsere selbstverschuldete Situation bestrafen können. Wir glauben fest an die Schuld der Anderen, um unsere vermeintliche Unfehlbarkeit nicht anzweifeln zu müssen; und wenn die Anderen ihre Schuld anerkennen, können wir sie ausnutzen – das verlangt schließlich die „Gerechtigkeit”. So erzeugen wir immer mehr Disharmonie, Sünde und Bosheit.
Dabei sind wir und die anderen eigentlich EINS! – im Wesen grenzenlos, wunderbar und ewig. Wir sind eine Emanation des einen Bewusstseins, Gottes, des Tao, in dem alles enthalten ist, was existiert. Dieses eine Bewusstsein lässt sich in keiner menschlichen Sprache ausdrücken, denn nicht nur, dass es keine passenden Worte dafür gäbe, auch unsere Vorstellungskraft reicht nicht aus, um seine Größe zu erfassen.
Alle Menschen sind sich ähnlicher als wir denken. Jeder ist unser Bruder, unsere Schwester, sie gehören zu jenen, die dasselbe Schicksal, dieselbe Erfahrung teilen; aber verstehen können wir dies erst dann wirklich, wenn das Licht der Ewigkeit beginnt, in unser Bewusstsein zu tröpfeln.
Solange dies nicht geschieht, drehen wir uns gedankenverloren im Kreis – vielleicht schon seit Äonen –, wenn aber das tröpfeln beginnt, können wir endlich erkennen, dass diese endlosen Kreisläufe zu nichts führen, dass sich daraus nichts Bleibendes entwickeln lässt. Wir stehen an der Grenze konfrontiert mit einem existenziellen Schmerz, der uns schließlich dazu zwingt zu sagen: „Halt, Stopp! Ich gebe auf! Jemand muss mir helfen, ich komme alleine nicht weiter! Es muss noch ein anderes Leben geben, einen Ausweg der diesen Alptraum beendet?!“
Durch diese schließliche Kapitulation entsteht die Möglichkeit, dass Lichtstrahlen der Gnosis unser Herz berühren, und durch diese Berührung wird eine Umkehr möglich, kann die Rückreise beginnen – wir beginnen unsere Reise aus dem Land der Vergessenheit in das Land der Vollkommenheit. Zu dieser Reise müssen wir uns jedoch selbst entscheiden, die müssen wir alleine unternehmen, ohne Hilfe von außen, sondern nur indem wir uns auf unser Inneres konzentrieren. Wir entdecken, dass das Bewusstsein unverändert im innersten Raum unseres Inneren schon immer bestand.
Und es hört nicht auf, auf unsere Rückkehr zu warten.