Von der Mitte der Galaxis zur Mitte des Herzens

Jedes Wesen besitzt eine Mitte, durch die es mit dem Ursprung verbunden bleibt

Von der Mitte der Galaxis zur Mitte des Herzens

Der Maya-Kalender umfasst so unterschiedliche Disziplinen wie Kosmologie, Philosophie, ewige Weisheit, Spiritualität und Mythologien verschiedener Weltzeitalter[1]. Er bietet einen großen galaktischen Weltentwurf, der unter den Überlieferungen der Menschheit seinesgleichen sucht. Letztendlich verteidigt und erläutert die Überlieferung der Maya die universelle Weisheit, die im Herzen aller großen Überlieferungen der Menschheit wohnt.

Kurz gesagt, das Sammeln von Daten archäologischer, anthropologischer, kultureller und astrophysikalischer Entdeckungen zur Maya-Kultur gleicht einem sich zunehmend vertiefenden Einweihungsweg, der uns überraschend das Weltbild eines Schöpfers, seiner Schöpfung und seiner Geschöpfe übermittelt.

Die Lehren der Maya sind keine willkürlichen Glaubenssätze eines fremden Naturvolkes. In ihnen verbinden sich die bescheidenen wissenschaftlichen Leistungen, die die Mayas in der kurzen Zeit erringen konnten, während der sie unter uns waren (ihre klassische Periode reicht von ca. 250 bis 900 n. Chr.), mit den großen Wahrheiten, zu denen sich alle bonafiden spirituellen Traditionen bekannten.

Die alte olmekische Kultur, die der der Maya vorausging, glaubte, dass der Polarstern das Zentrum des Universums sei, denn alle anderen Sterne schienen um ihn zu rotieren; doch die Maya entdeckten ein neues kosmisches Zentrum, das in der Lehre von den Weltzeitaltern im Maya-Schöpfungsmythos bewahrt wurde. Die Milchstraße kreuzt die Ekliptik (die Bahn der Erde um die Sonne) an zwei Stellen: eine befindet sich im Schützen und die andere in den Zwillingen. Gemäß der Maya-Symbolik weisen diese Kreuzungspunkte auf die Mitte unserer Milchstraße, unserer Galaxie. Den Mittelpunkt unseres Universums zu definieren war ein essenzieller Beitrag der Maya.

Das alte ägyptische Kreuz, das Ankh, wurde durch die Eingeweihten der Pyramidenmysterien beschrieben. Es ist das Symbol von Isis, die Mutter und Zentrum des galaktischen Universums ist; es ist zugleich ein Symbol der Galaxis. Im sechzehnten Jahrhundert verfeinerte die jüdische Gnosis, die Kabbala, im Symbol des Lebensbaums mit seinen zehn Sephiroth dieses spirituelle Bild der Galaxis. Da’at, die elfte – unsichtbare – Sephirot in der Mitte des Lebensbaumes, verkörpert das galaktische Zentrum, das Stille Licht. Im Menschen ist Da’at die innere Einkehr und Verklärung des Herzens, als Grundlage für Verwandlung, Tod und Auferstehung. Im Universum ist es der unsichtbare Quell der Schöpfung.

 

Sieben-Feuer-Feder, Quetzalcoatl, Hunahpu und die aktuelle Astrophysik

Die Maya betrachteten drei Hauptprinzipien als gleichwertig und verbanden sie mit drei Gottheiten: die Sieben-Feuer-Feder (Vucub Caquix, der Große Wagen, „Polweiser“), Quetzalcoatl (die Plejaden, der Zenit des Maya-Sternenhimmels) und Hunahpu (die Sonne zur Wintersonnenwende, das galaktische Zentrum).

Das heliozentrische Weltbild, das Kopernikus im sechzehnten Jahrhundert formulierte, führte ein höheres kosmisches Modell ein, verglichen mit dem vorausgehenden geozentrischen Weltbild. In der gleichen Weise erreichten die Mayas ein kosmologisches Verständnis, das andere vorhergehende und weniger vollständige Sichtweisen übertraf.

Was hat die Gottheit der Wintersonnenwende (Hunahpu) mit dem Zentrum der Galaxis zu tun? Der Frühlingspunkt, an dem die Sonne auf der nördlichen Halbkugel der Erde am 21. März steht (zur Frühlings-Tagundnachtgleiche), wandert im Laufe von 25.800 Jahren durch alle Sternzeichen.[2] Das geschieht auch mit den Punkten der Sonnenwende, so dass sich die Position der Sonne zum Zeitpunkt der Wintersonnenwende über die Jahrtausende langsam in Bezug zur Milchstraße verändert. Tatsächlich steht die Sonne zur Zeit der Wintersonnenwende nur alle 25.800 Jahre in einer Linie mit dem Kreuz der Maya und dem Zentrum der Galaxis. Genau in unserer Zeit, in den Jahren um 2012 herum, zeigt sie auf das Zentrum der Galaxis.[3]

John Major Jenkins entdeckte 1994, dass das heilige Ballspiel und der Maya-Schöpfungsmythos diese „galaktische Ausrichtung“ zeigen. Und er entdeckte, dass der erste Maya-Kalender aus der archäologischen Grabungsstätte Izapa stammte, einer reichen Quelle von Skulpturen, Prophezeiungen und spirituellen Lehren.

Jenkins regt an, eine „Ausrichtung“ als eine „Verfinsterung“ zu sehen, eine „Transzendenz der Gegensätze“, eine Situation also, bei der die Gegensätze zusammenfallen, wie bei Sonnen- oder Mondfinsternissen.

In der Maya-Metaphysik hat dieses Zusammenfallen eine tiefere Bedeutung, die über die Vereinigung des Männlichen und des Weiblichen und anderer Gegensatzpaare hinausgeht. Es bezieht die nichtduale Beziehung zwischen dem Unendlichen und dem Endlichen, zwischen Ewigkeit und Zeit, zwischen dem Höheren und dem Niederen mit ein.

 

Einheit in der Polarität

Die Ausrichtung bedeutet also Vereinigung der Gegensätze, auf der Grundlage einer Vereinigung des kreativen Zentrums mit den geschaffenen Teilen.

Jeder Teil des Ganzen besitzt eine Mitte, durch die er weiterhin dem Ursprung angehört. So ist es möglich, dass sich die „höhere“ und die abgetrennte „niedere“ Natur in einer „Verfinsterung“ vereinen. Im Mythos von Quetzalcoatl, der gefiederten Schlange, wird dargestellt, wie diese sich selbst auf dem Scheiterhaufen einäschert, um als Venus ins Leben zurückzukehren. Die Venus ihrerseits geht als Morgenstern im Feuer der Sonne unter.

Unsere höhere Natur zerstört die niedere Natur nicht, sondern umfasst sie, enthält und belebt sie, bis wir (als Wesen der niederen Natur) zu unserer höheren Natur zurückkehren – mit völligem Verständnis unserer Zugehörigkeit und ihres Plans und Ziels.

Wir müssen uns nicht zu diesen höheren Zuständen entwickeln, denn sie wohnen in der Wurzel, in der Essenz unseres Wesens; wir entschleiern sie eher (man denke an die “Entschleierte Isis”) und verlassen die Begrenzungen, die uns daran hinderten, die immanente Gegenwart des Höheren zu erfassen.

Diese Prinzipien der heiligen Wissenschaft der Maya unterscheiden sich nicht von den hermetischen Lehren Ägyptens, denen der Taoisten in China, der christlichen Gnostiker, von der kabbalistischen Lehre des Lebensbaumes der Sephiroth oder denen, die die Rosenkreuzer in der Alchymischen Hochzeit des Christian Rosenkreuz darlegten, oder den Sichtweisen der Theosophie. Sie alle sind spirituelle Wissenschaften, die unausgesetzt von der Vereinigung des Herzens mit dem Mittelpunkt des Universums sprechen.

 


[1] Nach den Legenden der Maya wurde die Welt mehrmals erschaffen, bevor die gegenwärtige ins Dasein trat.

[2] Das ist die so genannte Präzession des Äquinoktiums.

[3] Wer mehr wissen will, schlage hier nach:  http://alignment2012.com/whatisga.htm

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Datum: Februar 24, 2023
Autor: Joan Garcias (Spain)
Foto: Picsabay CC0

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