Peter Deunov – Weisheitslehrer der Liebe

„Ein Mensch, der die Liebe verstanden hat, wird unsterblich. Ein Mensch, der die Weisheit verstanden hat, wird vollkommen. Ein Mensch, der die Wahrheit erfasst hat, wird frei.“

Peter Deunov – Weisheitslehrer der Liebe

Sein Grab ist wie ein zeitloses Lebensprogramm. Umrahmt von einem weißen, gusseisernen Gitter voller Pentagramme, erweist es sich als Schlüssel auf dem Pfad zum neuen, spirituellen Menschen: Weisheit, Wahrheit, Tugend, Liebe und Rechtschaffenheit. Täglich kommen Dutzende Bulgaren zum üppigen Rosengarten im Herzen der bulgarischen Hauptstadt Sofia, wo der Weisheitslehrer und Erbe der Bogomilen, Peter Deunov, begraben liegt. Sie halten Einkehr, machen dezent Musik oder lesen einen Text aus seinem immensen spirituellen Nachlass.

Das geistige Testament Peter Deunovs (1864-1944), der auch Beinsa Douno genannt wird, umfasst mehr als siebentausend Vorträge. Sie sind grob in vier Bereiche zu gliedern. In den Sonntagmorgen-Vorträgen (um fünf Uhr) unterweist er seine Schüler und Zuhörer über den „neuen Himmel“. Am Sonntagnachmittag behandelt er – auch um fünf Uhr – die „neue Erde“. Am Mittwochnachmittag um fünf Uhr wird der Schwerpunkt auf die „lebendigen Kräfte der Natur und des Kosmos“ gelegt, und freitags um fünf Uhr steht der „neue Mensch“ im Mittelpunkt.

 

Liebe, Weisheit und Wahrheit

„Habe den vollkommenen Weg der Wahrheit und des Lebens lieb,

gebrauche das Gute als Fundament für dein Haus,

die Rechtschaffenheit als Maßstab,

die Liebe als Schmuck,

die Weisheit als Mantel,

und die Wahrheit als Leuchte,

und ich werde mich dir offenbaren.

In der Erfüllung von Gottes Willen liegt die Kraft der menschlichen Seele.“

 

Dieses Zitat beschreibt das Fundament, auf dem Deunov seine „neue Lehre“ baut. Sie kennt drei Grundprinzipien: Zuerst die Liebe, die das wahre Leben bringt, gefolgt von der Weisheit, die Licht und wahres Wissen bewirkt. Zuletzt die Wahrheit, die unbegrenzte und vollständige Freiheit bringt. Von diesen Dreien bleibt die Liebe das stets wiederkehrende Leitmotiv: „Meine Lehre betrifft die lebendige Natur, die Menschen und die intellektuellen Errungenschaften dieser Welt, jedoch vor allem Gott, denn es ist eine Lehre der Liebe.“ Nicht umsonst steht auf dem kleinen Brunnen im Rosengarten in großen, kyrillischen Buchstaben: „GOTT IST LIEBE“

 

Das Erblühen der Menschenseele

Für Deunov steht die Menschheit in spiritueller Hinsicht vor einem Umbruch der Zeiten. Bis jetzt ist die menschliche Seele nicht viel weiter entwickelt als „eine Knospe“. In der kommenden neuen Epoche wird sich diese Knospe öffnen. Das ist eines der größten Ereignisse im All und es wird das „Erblühen der menschlichen Seele“ genannt. „Ihr seid Seelen, die einst im Geist Gottes empfangen wurden und nun die Möglichkeit haben, zu blühen und Frucht zu tragen. Das wird Gott gefallen. Dieser Gedanke wird einen Boden unter euer Dasein legen, sodass ihr den Sinn des Lebens begreifen und allzeit den einen Weg finden werdet.“

Auf diesem Weg befinden sich Fußangeln und Hindernisse, was auch Deunov nicht leugnet. Der Mensch muss schließlich immer mit seiner Gespaltenheit rechnen, mit seiner zweifachen Natur: Stoff und Geist. Das stoffliche Element ist in der Ich-Persönlichkeit „verpackt“. Diese ist durch stets gegensätzliche Eigenschaften wie Freude und Trübsal, Liebe und Hass, Neid und Zuwendung gekennzeichnet. Wenn der Mensch nur mit seiner Persönlichkeit nach außen tritt, befindet er sich auf dem „tiefsten Punkt“ seines Lebens. Der Ursprung der Persönlichkeit liegt im Bewusstsein des Menschen, der „Mutter der Persönlichkeit“. Das impulsgebende „Ich“ nennt Deunov den Vater der Persönlichkeit. So betrachtet bilden das Bewusstsein und das Ich das Paar, aus dem die Persönlichkeit fortwährend entsteht. Über diesem Paar befindet sich die göttliche Monade, über der Monade die göttliche Seele und über ihr der göttliche Geist.

 

Vorbereitungsklassen

„Das Leben der Persönlichkeit ist tatsächlich nur die Vorbereitungsklasse in der großen Schule des Lebens“, sagt Deunov. „Die Persönlichkeit des Menschen stellt das Leben aus dem Fleisch und das Göttliche in ihm das Leben des Geistes dar. Wenn nun der Geist den ersten Platz bekommt, dann muss die Persönlichkeit mit dem niedrigeren Platz vorlieb nehmen. Dort wo der Geist lebt, stirbt das Fleisch. Wo das Fleisch lebt, stirbt der Geist. Warum? Ihre Nahrung ist nicht dieselbe. Der Geist kann sein Leben mit der Nahrung der Persönlichkeit nicht in die richtige Bahn lenken – er lebt sein eigenes Leben.“

Aber warum kann die Persönlichkeit nicht in Harmonie mit dem Geist leben? wurde Deunov oft verzweifelt gefragt. „Das kommt daher, dass die beiden die Plätze getauscht haben. Aber einmal, wenn alles auf seinen Platz zurückgekehrt ist, werden Persönlichkeit und Geist in Harmonie und Eintracht miteinander sein. Die Persönlichkeit wird dereinst durch das erwachende göttliche Element in ihr erkennen, dass sie nicht für sich selbst lebt und sie der unsterblichen Seele als Träger der Reinheit, der Heiligkeit, der Brüderlichkeit, der Harmonie und des Friedens das Heft aushändigen muss.“

 

Gandhi

Peter Deunov wird häufig als Erbe der tief verwurzelten, spirituellen Tradition angesehen, die mit den Mysterien des Orpheus der Thraker in Osteuropa begann und durch die Bogomilen kraftvoll fortgesetzt wurde. Mit seiner Liebesbotschaft bereiste er die ganze Welt. So hatte er in Indien auch Gandhi unter seinen Schülern. Im eigenen Land hatte er zehntausende Nachfolger, die sich in der Weißen Bruderschaft vereinigten. Bei den Autoritäten war er gefürchtet, wurde aber auch respektiert. Das zeigte sich zuletzt im Zweiten Weltkrieg, als er heimlich über die mögliche Judenverfolgung in seinem Land befragt wurde. Deunovs natürliche Autorität war so groß, dass seine Liebesbotschaft den Ausschlag gab: Es wurde nicht ein einziger Jude in Bulgarien verfolgt!

Nach der Wende von 1989 hat Deunov einen Ehrenplatz im kollektiven Gedächtnis der Bulgaren bekommen. Bei der Wahl des „größten Bulgaren der Geschichte“ kam er – nach dem bulgarischen Unabhängigkeitskämpfer und Nationalhelden Vasil Levski (1837-1873) auf den zweiten Platz.

 

Literatur:

Beinsa Duno – Peter Danov, The Beauty of Life, collection of lectures, Sofia 2005

Peter Deunov, The high Ideal, lecture of the General Occult Class held by the Master Beinsa Douno on September 11, 1923 in Sofia, Sofia 2003

The Master Peter Deunov – Beinsa Douno, The mindful Heart, collection of lectures, Sofia 2003

Beinsa Douna (The Master Peter Dounov), The Salt, Sunday lectures, 1917 – 1919, Power and Life series, vol. III, Sofia 2003

Gürov, Georgi, Der Mensch und der Weg seiner Vervollkommnung in der Lehre von Beinsá Dunó (Peter Deunov), in: Mensch und Erde, Symposium Osnabrück 2008, Stiftung Rosenkreuz zur Förderung hermetischen und gnostischen Gedankenguts, S. 59 – 81

 

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Datum: März 16, 2018
Autor: Dick van Niekerk (Netherlands)
Foto: Wikimedia Commons, Creative Commons Public Domain

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