An einem bestimmten Punkt in unserem Leben, wenn wir von Zweifeln und Fragen geplagt sind, kann die Alternative auftauchen, einen spirituellen Weg zu gehen. Sie kann sogar zu einer Notwendigkeit werden. Was erwartet uns dann und womit beginnen wir? Welche Schritte liegen zwischen unserem Entschluss und der Verwirklichung eines solchen Weges? Wie viel Entschlossenheit und Beharrlichkeit sind für ihn erforderlich?
Betrachten wir kurz die unverzichtbaren Elemente und Qualitäten, die wir benötigen, und versuchen wir dann, das Paradoxon eines individuellen Weges der Befreiung zu erklären, der, um ein „gutes Ende“ zu finden, Teil eines kollektiven Prozesses sein muss.
Als Einleitung möchten wir einige wichtige Punkte in Erinnerung rufen. Alle, die eine gewisse Läuterung anstreben, können ohne Unterschied die Kraft und das Licht des „Geistesfunkens“, ihres innersten geistigen Prinzips, empfangen. Da es sich aber um eine „alchemistische“ Erneuerung handelt, das heißt um eine Neuprogrammierung des gesamten menschlichen Systems, muss in uns Feuer wirken. Die Erde wird zwar von einem atmosphärischen Ätherfeuer umhüllt, das überall präsent ist, doch es manifestiert sich in einer verstreuten Form, die nicht stark genug für eine Erneuerung auf der individuellen Ebene ist. Wir benötigen ein Feuer, das mit dem schöpferischen Prozess des Logos verbunden ist. Es wird manchmal als der „5. Äther“ bezeichnet. Um die machtvolle Kraft dieses Ätherfeuers zu empfangen und anzuwenden, ist es notwendig, sich in eine Schmiede zu begeben, an einen Ort also, an dem diese Kraft vorhanden ist. Das ist der Grund für die Existenz und die Arbeit spiritueller Schulen.
Es gibt noch weitere Gründe, um mit der Hilfe einer Gruppe zu arbeiten, und es ist kein Zufall, dass die alten Einweihungen auf kollektive Strukturen zurückgriffen. Die Hindernisse, die auf dem Weg auftauchen, sind so groß, dass es schwierig oder sogar unmöglich ist, sie allein zu überwinden. Natürlich ist auch eine Gruppe, die sich in einer gemeinsamen Ausrichtung auf das gleiche Ziel hin vereint, keine Garantie für den Erfolg des Selbstbefreiungsprozesses, aber sie macht ihn einfacher. Wenn wir von der Verwirklichung eines spirituellen Weges sprechen, geht es nicht nur darum, bestimmte Aspekte unseres Bewusstseins zu verändern, sondern es muss in unserem physischen Körper eine ätherische (seelisch-energetische) Struktur entstehen, durch die wir in die Lage kommen, das schöpferische Feuer und Licht des Geistes zu empfangen und in unserem Leben anzuwenden.
Um das zu erreichen, müssen wir alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen. Wir wissen, dass das Bewusstsein die Qualität unseres Lebens bestimmt. Jede grundlegende Veränderung der Situation im individuellen oder gesellschaftlichen Leben ist nur durch einen vorherigen Bewusstseinswandel möglich. Unser gegenwärtiges Bewusstsein geht von einer Synthese vergangener Erfahrungen über zu einer Projektion in die Zukunft, ohne sich in einer offenen, erweiterten Gegenwart stabilisieren zu können. Neues Leben ist aber nur möglich, wenn das Bewusstsein tief im Hier und Jetzt Wurzeln schlägt. Das Herz ist die Quelle aller geistig-seelischen Kraft und das Tor zur Ewigkeit. Wir müssen uns also mit diesem „Bewusstsein der Quelle“ verbinden, das uns Zugang zum Wissen der universellen Gesetze verschafft und uns erlaubt, ohne Ängste und Projektionen zu leben.
Das Haupthindernis auf einem solchen Weg ist das Ego, unsere Selbstbestätigung, unsere Tendenz, zu akkumulieren, zu bewahren, zu wollen. Es ist auch der Intellektualismus, der uns dazu drängt, zu urteilen, zu kategorisieren, zu klassifizieren, Partei zu ergreifen, abzulehnen. Wir versuchen oft, eine echte und unerlässliche Arbeit am Ego durch verschiedene Mittel wie Selbstkontrolle, Entlarvung des Unbewussten oder Meditation zu umgehen, aber das verzögert nur die Möglichkeiten einer radikalen Bewusstseinsveränderung und einer weitreichenden Auflösung des Ego. Es geht nicht darum, das Ego zu bekämpfen. Das wäre ein Kampf, der von vornherein verloren wäre, weil wir uns seit Jahrtausenden mit dem Ego identifizieren. Nur die Kräfte des Lichts und des Feuers können es allmählich auf einen zweitrangigen Platz zurückdrängen, so dass die Stimme der Seele den ersten Platz einnehmen kann. Dann können wir uns auf die Eigenschaften der astralen Sphäre der göttlichen Welt einstimmen. Die Eigenschaften dieser Sphäre sind Reinheit, Gelassenheit ohne Anziehung oder Ablehnung und außerhalb jeder Zeitlichkeit. Nach und nach wird es uns möglich, uns damit in einer fast permanenten, kontinuierlichen Weise zu verbinden.
Drei Stufen der Bewusstseinsentwicklung
Man kann drei aufeinanderfolgende Stufen der Bewusstseinsentwicklung unterscheiden: Das neue Bewusstsein des HERZENS gibt uns Zugang zu einem neuen Atmen, einer Öffnung ohne Emotionen. Das neue Bewusstsein des HAUPTES ermöglicht ein höheres Verständnis, die Akzeptanz des göttlichen Plans, des Prinzips von Ursache und Wirkung sowie eine Vision der geistigen Entwicklung. Schließlich gibt es ein neues Bewusstsein des PHYSISCHEN KÖRPERS, durch das jedes Organ mit Impulsen und Kräften ausgestattet wird, die fähig sind, das geistige Feuer zu empfangen und umzusetzen. Es ist leicht zu verstehen, warum dieses umfangreiche Programm für die meisten Menschen wenig attraktiv ist und warum nur diejenigen, die in dieser Welt in einer Sackgasse gelandet sind, die Kraft finden, sich einem solchen Prozess zu stellen.
Man wird dabei ein lebendiges Wesen, das in dieser Welt lebt, aber nicht mehr „von dieser Welt“ ist, das heißt, das nicht mehr ausschließlich aus den Kräften dieser Welt besteht und sich deshalb ihrer Kontrolle entziehen kann. Darin besteht der befreiende Weg. Wir möchten hinzufügen, dass die wahre Dimension dieser Arbeit ein Angebot der Liebe ist. Für viele ist es eine Offenbarung zu entdecken, dass sie den spirituellen Weg nicht für sich allein gehen.
Abschließend einige Gedanken zu den künftigen Entwicklungen in der Menschheit. Unsere heutige Welt „folgt ihrer Zukunft“, sie entwickelt sich mehr oder weniger auf wissenschaftlicher, technischer und genetischer Ebene und in der unvermeidlichen Unordnung widersprüchlicher politischer Bestrebungen. Dieses System kann und muss von innen heraus transformiert werden, so wie es auch bei uns selbst der Fall ist. Die Saat des Lichts dringt in das System ein, und wir können heute beobachten, dass eine Anzahl Menschen für die Notwendigkeit einer Lebensveränderung und für den Wunsch nach Selbstbefreiung empfänglich ist. Dadurch vollzieht sich vor unseren Augen ein tiefgreifender Wandel. Viele wollen sich von der technologischen Sklaverei, den Doktrinen der Medizin, den herrschenden Mustern der sozialen Integration und dem Streben nach normativem Glück emanzipieren.
Bestimmte Werte erlangen für die jüngeren Generationen Bedeutung: Solidarität, Ethik, Teilen, Wohlwollen, überlegter Konsum, die Vorherrschaft von Affekt und Kommunikation. Die Relevanz vieler Lebensentscheidungen wird sich verringern und stattdessen wird sich ein besonderes Unterscheidungsmerkmal herausbilden: das des spirituellen Bewusstseins. Es wird einen tiefgreifenden Unterschied zwischen den Menschen begründen. Die Einheit der Seelen führt zu Solidarität und anderen Werten. So wird jenseits des Chaos, das an der Oberfläche weiter existieren wird, eine Zahl strahlender Lichter den Aufbau einer neuen spirituellen Realität ermöglichen.
Die Welt kann nicht durch die Kräfte gerettet werden, die derzeit in ihr wirken, sondern nur durch eine Wirksamkeit, die vom Logos, von der göttlichen Schöpfung ausgeht. Mit ihr können wir in Verbindung treten. Kurzum: Suchen wir „das Höchste“ und finden wir es an seinem Ort. So werden wir zu erneuerten Seelenwesen, und geistige Autonomie und das Bewusstsein des Heiligen können in uns wachsen und bleiben.