Zuversicht

Was ich in meinem kleinen persönlichen Raum erlebte, kann auch in größerem Maßstab stattfinden.

Zuversicht

Vor kurzem hörte ich, dass die Baumärkte in meiner Stadt von Besuchern geflutet werden. Sie nutzen die verordnete Ausgangsbeschränkung dafür, zuhause Ordnung zu schaffen, Dinge, die sie in der gewohnten Alltagsroutine immer vor sich herschieben, fallen ihnen jetzt ins Auge. Und ich? Was mache ich?

Auch mir fällt ein, dass ich meinen Bücherschrank schon vor geraumer Zeit einmal neu sortieren wollte. Einige Bücher hatte ich zur Spende für die Stadtbücherei geplant… nun, da kann ich im Moment ja nicht hingehen, aber schon mal aussortieren, das geht. Ich räume erst einmal den Schrank leer. Alle Bücher werden dabei so nach und nach im Raum verteilt. Einige kommen auf den Tisch, andere auf das Sofa oder auf einen Stuhl. Dann geht‘s ans Staubwischen.

Jetzt stehe ich vor dem leeren Bücherschrank … Wie gehe ich am besten vor? Nach welchem System will ich die Bücher wieder einräumen? Nach einem neuen, oder wie zuvor? Ich schaue mich im Raum um … ein einziges Bücherchaos! Gehe ich alphabetisch vor oder nach Autoren? Stelle ich die Favoriten an den günstigsten zu erreichenden Platz? Und die Bücher, bei denen es nicht auf den Autor ankommt, ordne ich sie nach dem Verlagslogo? Wie könnte meine neue Ordnung aussehen?

Fast fühle ich mich ein wenig überfordert, als mein Blick so über das Durcheinander wandert. Dann beginne ich einfach damit, die Bücher auszusortieren, die ich weggeben möchte. Hierbei wird die Unordnung erst einmal vergrößert. Aber nachdem ich einiges ausprobiert, es wieder verworfen und neu sortiert habe, ergibt sich fast wie von selbst ein neues System. Es passt viel besser zu meinen aktuellen Bedürfnissen und zum Schluss bin ich sehr zufrieden mit der neuen Ordnung, ja geradezu erleichtert.

Als ich mich anschließend mit einem Kaffee auf den Balkon setze und entspanne, erblicke ich in meiner Aktion eine Analogie. Was ich hier im kleinen persönlichen Raum erlebte, kann auch in größerem Maßstab stattfinden. Ein Virus stürzt die moderne Welt in ein Chaos, in die Krise. Doch ich habe Hoffnung. So, wie bei meiner Aktivität sich eine neue Ordnung fast zwangsläufig ergeben hat, da sie eine Aktualisierung, eine Anpassung an meinen derzeitigen Seinszustand darstellt, so wird auch  die Welt zu einer Neuordnung durch das Chaos in der Corona-Krise geführt. Davon bin ich überzeugt. So etwas habe ich schon mehrfach im Leben erfahren und nicht nur beim Bücherschrank. Wir müssen uns anpassen an neue Lebensverhältnisse und unserer kreativen Lösungskraft vertrauen, die tief in uns vorhanden ist. Nutzen wir die Zwangspausen, um der inneren Stimme endlich mehr Gehör zu schenken.

Es gibt eine Vollkommenheit, tief inmitten aller Unzulänglichkeit.

Es gibt eine Stille, tief inmitten aller Ratlosigkeit.

Es gibt ein Ziel, tief inmitten aller weltlichen Sorgen und Nöte.

Buddha

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Datum: April 18, 2020
Autor: Anita Vieten (Germany)
Foto: Nino Caré auf Pixabay CCO

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