Was bedeutet es, verwandelt zu werden? Was ist Wiedergeburt? Was sind die möglichen Horizonte für Transformation und geistige Wiedergeburt?
Transformation bedeutet Veränderung der Form. Mit anderen Worten, es ist ein Prozess der Metamorphose. In der Natur können wir viele Arten von Metamorphosen beobachten. Die Zustandsänderungen, die Wasser in Abhängigkeit von der Temperatur durchläuft, können als Verwandlungen betrachtet werden. Es gibt aber auch Beispiele von viel größerer Tragweite, wie die Verwandlung der Raupe in einen Schmetterling, die von verschiedenen spirituellen Schulen als Symbol für den Übergang von einem irdischen Wesen zu einem himmlischen Wesen, das sich von dem ersten völlig unterscheidet, angeführt wird. Es ist eine echte Verwandlung: Die Raupe bleibt auf der Erde sitzen und versucht, einen Blick in den Himmel zu erhaschen. Der Schmetterling öffnet sich und schafft sich einen neuen, weiten Raum für ein neues Leben.
In diesem Prozess der spirituellen Transformation können drei Phasen betrachtet werden: der Zustand des natürlichen Bewusstseins – die Raupe; der Embryo eines auf innere Selbsterkenntnis ausgerichteten Bewusstseins – der Kokon; und schließlich gibt es weder Raupe noch Kokon mehr – der Schmetterling ist frei, hat die Freiheit zu fliegen.
Die erste Phase – die der Raupe – symbolisiert das alltägliche Leben mit seinen besonderen Überlebenssorgen inmitten eines Kessels von Gedanken und Willen, Gefühlen und Wünschen, Aktionen und Reaktionen in völliger Disharmonie.
Die zweite Phase – die des Kokons – ist eine Zeit der Entlarvung des Selbst und der Selbsterkenntnis des wahren Wesens. Es ist die intuitive Gewissheit, dass es etwas jenseits eines täglichen Lebens ohne inneren Sinn gibt: ein spirituelles Prinzip, das über das natürliche Bewusstsein hinausgeht. Das Erkennen dieser Möglichkeit ist wie das Anzünden einer kleinen Kerze in einem dunklen Raum – und so bekommen wir Lichtblitze, um unsere blinden Flecken zu beobachten und beginnen zu sehen, dass wir viel mehr sind als nur „ich“: Wir sind eine kleine Welt, die mit dem Universum verbunden ist. Von diesem Licht aus beginnen wir, uns selbst objektiv zu beobachten, ohne zu urteilen, und erkennen, wie wir unsere Anhaftungen in einem Kreislauf der Wiederholung von Gewohnheiten und unbewussten Automatismen schaffen und aufrechterhalten. Wir stoßen an die Grenzen der Möglichkeiten unseres Bewusstseins: So beginnt unsere Suche. Bald spüren wir die Anfänge eines neuen Geistes, den Embryo einer neuen Seele.
So bereiten wir uns darauf vor, „ein Schmetterling zu werden“. Über diese Phase werden wir noch ausführlicher sprechen.
Zunächst weiß die Puppe oder der Kokon nicht wirklich, was sie ist, noch hat sie die Kraft zu fliegen. Für sie beginnt eine tiefgreifende Verwandlung: Sie krabbelt nicht mehr auf der Suche nach Nahrung, um zu überleben, aber sie weiß immer noch nicht, wie es ist, ein Schmetterling zu sein. Sie wendet sich nach innen und fragt sich: „Was ist meine Rolle in dieser Welt? Welche Werkzeuge habe ich, um in ihr zu leben? Wie werde ich mit den anderen Wesen, die hier leben, interagieren?“
Plötzlich wird ihr bewusst, dass sie als Raupe gestorben ist, dass sie sich in ihren Kokon zurückgezogen hat, der seinerseits aufgehört hat zu existieren, um einem neuen Leben Platz zu machen: dem Schmetterling. Er wurde verwandelt, umgewandelt, verklärt und wiedergeboren!
Dies ist der Weg, den wir bei unserer spirituellen Entwicklung beschreiten.
Zunächst gehen wir über unser natürliches Bewusstsein hinaus, das auf rein kulturellen Werten beruht, die wir durch unsere Erziehung oder die von unserer Familie geerbten Überzeugungen übernommen haben. Unsere Seele ist immer noch sterblich, aber wir haben aufgehört zu krabbeln, um zu überleben, und sind zu Forschern geworden. Wir sind immer noch Raupen, aber jetzt kriechen wir und suchen nach geistiger Nahrung, nach Transzendenz. Wir stellen Fragen, wir suchen nach Antworten in den verschiedenen Bewusstseinsschulen. Wir haben gelernt, uns nach innen zu wenden, in unseren Kokon. Wir können Jahre in dieser Unruhe verbringen, zwischen der bekannten Vergangenheit und dem Unbekannten, das noch kommt.
Es ist diese Unruhe, die die Puppe dazu bewegt, zu verstehen, dass der Schmetterling in ihr fliegen will. Ihr innerstes stürzt sich ins Unbekannte, entwickelt bereits eine neue Seele. Und das Unbekannte ist das Unaussprechliche, das Unbeschreibbare, das Ewige – das keinen Anfang und kein Ende hat. In der Tat ist das Unbekannte die Rückkehr zur Einheit. Einheit von Körper-Seele-Geist. Einheit mit der Welt als Ganzes. Einheit mit allen Wesen. Einheit mit dem ursprünglichen Einen.
Das bedeutet nicht, dass Sie auf diesen Prozess der Verwandlung warten sollten, als ob die Wiedergeburt Ihres inneren Lebens eines schönen Tages oder durch eine mystische Erfahrung oder Bilder geschehen könnte. Im Gegenteil, diese Verwandlung erfordert eine tägliche Anstrengung, die neue Erkenntnisse aus dem Funken des Geistes hervorbringt.
Transformation ist die Folge der Geburt eines völlig neuen Bewusstseins, das sich als Teil und Ganzes wahrnimmt – wie ein Tropfen, der sich im Ozean auflöst und der Ozean selbst ist. Es gibt nicht mehr das alte Bewusstsein des Getrenntseins zwischen sich selbst und allem, was einen umgibt. Der Mensch, als Kind der Erde (des Kosmos), ist eine kleine Welt oder ein Mikrokosmos. In dieser Transformation vereint sich der Mikrokosmos mit der Welt und der Menschheit, mit dem Kosmos und dem Makrokosmos (dem Universum). Und im Zentrum von allem, des Mikrokosmos, des Kosmos und des Makrokosmos, steht der Funke des Geistes, der allgegenwärtig ist.
Dieser neue Mensch denkt, fühlt und handelt in Einheit mit anderen Menschen, die wie er bereits eine neue, mit dem Geist verbundene Seele haben. Und in der Einheit der Gruppe wird er Gemeinschaften bilden, die darauf abzielen, seine Haupteigenschaft zu entwickeln: mit Liebe zu dienen, in völliger Freiheit. Dienen auf allen Ebenen: Persönlichkeiten, Seelen mit einem natürlichen Bewusstsein, neue Seelen, Geistseelen.
Wie wir in dem Buch Verklärung und Verwandlung [1] lesen:
Das göttliche Leben will sich ausbreiten, es will teilen, es will sich verschenken, denn das göttliche Leben ist Liebe, und Liebe ist der Schlüssel zur Freiheit. Es ist die Liebe, die gibt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und in diesem Geben ist die Wirklichkeit der Verklärung verborgen. Denn was ist Verklärung anderes, als das Alte wegzugeben, damit das Neue geboren werden kann?
Referenzen
1. FREIJO, Francisco Casanueva. Verklärung und Verwandlung. 1. Auflage. Jarinu, SP: Pentagrama Publicações, 2017.
DE PETRI, Catharose. The Living Word. 1. Aufl. Jarinu, SP: Editora Rosacruz, 2006.