Wen dieser Engel überwand,
welcher so oft auf Kampf verzichtet,
der geht gerecht und aufgerichtet
und groß aus jener harten Hand,
die sich, wie formend, an ihn schmiegte.
Die Siege laden ihn nicht ein.
Sein Wachstum ist: der Tiefbesiegte
von immer Größerem zu sein.
Musik
Ich erlebe etwas in mir, das mich aus der Tiefe heraus ergreift.
Es ist nicht fassbar.
Wenn ich die Augen zumache, ist es dunkel in mir, was sonst.
Ich besinne mich, richte mich auf dieses Nichts, auf dieses Dunkel in mir.
Bin still, ruhig. Das hat mir schon immer gut getan.
Ich erlebe etwas von meinen Gedanken, meinen Gefühlen.
Und ich spüre seit langem: Hinter den Gedanken
und hinter den Gefühlen ist noch etwas Anderes.
Ich habe es immer nur als dunkel, als Nichts erlebt.
Irgendwann hat es aber einen Glanz bekommen.
Etwas begann durchzuschimmern.
Die Nacht wurde ein bisschen heller.
Licht breitet sich darin aus..
Es hat lange gewartet.
So lange, bis ich genug von mir selber erlebt habe.
Jetzt beginnt es sich in meinem Innern auszubreiten.
Es geht langsam.
Ich muss die Konsequenzen aushalten.
Denn das, worauf ich mein Leben bisher aufgebaut hatte,
wird erschüttert.
Ich lasse es geschehen,
suche immer wieder neu mein Gleichgewicht.
Meine inneren Sinne schärfen sich.
Etwas erklingt in mir wie eine tiefe Melodie.
Ich bin das Instrument.
Wer spielt da auf mir?
Rilke nennt es den Engel.
Das innere Göttliche will mich zu seinem Instrument machen.
Ich weiß nun: es will mich verwandeln.
Ich sperre mich oft dagegen.
Immer wieder lasse ich mich in das zurückziehen,
was mir bisher wichtig war.
Dieser Engel ist aber geduldig, er wartet.
Er wird mir zu einem inneren Gefährten.
Ich denke, er ist liebevoll.
Aber er hat auch eine harte Hand.
Ich soll zu einem anderen Menschen werden,
soll mich von ihm besiegen lassen.
Ich soll im äußeren Leben dem entsprechen,
was er im Innern ist.
Aber was ist er denn?
Ich denke, er ist der, der ich in der Tiefe bin.
