Friedensfeier
(8)
Viel hat von Morgen an,
Seit ein Gespräch wir sind und hören voneinander,
Erfahren der Mensch; bald sind wir aber Gesang.
Und das Zeitbild, das der große Geist entfaltet,
Ein Zeichen liegts vor uns, daß zwischen ihm und andern
Ein Bündnis zwischen ihm und andern Mächten ist.
Nicht er allein, die Unerzeugten, Ewgen
Sind kennbar alle daran, gleichwie auch an den Pflanzen
Die Mutter Erde sich und Licht und Luft sich kennet.
Zuletzt ist aber doch, ihr heiligen Mächte, für euch
Das Liebeszeichen, das Zeugnis
Daß ihr noch seiet, der Festtag …
8 Gesang
Ich schaue zurück. Vieles, was in mir ist, zeigt sich. Alte Geschichten. Sie werden verwandelt, werden Teil meiner neuen inneren Gestalt. Nur das Göttliche kann dies tun. Ich sehe die Verwandlungen überall. Überall in der Natur. Aber bei mir, da muss ich mitmachen.
Ich habe schon viele Auseinandersetzungen gehabt. Und habe viel von anderen gelernt! „Wir sind ein Gespräch“, sagt der Dichter. Es gibt Lawinen von Büchern. Und Gespräche ohne Ende.
Wie viel davon kann seelische Substanz werden? Jeder arbeitet an seiner inneren Statur, aber wenn das Göttliche nicht mitwirkt, was kommt dann dabei heraus?
Ich finde, es ist gewaltig, dass das Göttliche mitmachen kann. Dass es mitmachen will. Ich kann es einladen, ich kann mich dazu vorbereiten. Es ist der Meister, und ich bin die Helferin.
Ich glaube, es bilden sich neue Ohren. Da ist Gesang, hohe Schwingung. Ich bin es selbst. Ich bin eins mit ganz vielem. Alles klingt. Alles ist, in der Tiefe, eine Sinfonie.
Außen sind Missklänge. In der Tiefe ist eine Sinfonie. Sie will aber auch im Außen erklingen.
Viel hat von Morgen an,
Seit ein Gespräch wir sind und hören voneinander,
Erfahren der Mensch; bald sind wir aber Gesang.
Die Schwingungen meines ganzen Wesens haben sich erhöht. Eine Begegnung mit allem wird möglich. Ich erlebe langsam, wie ich mich aus allem, was um mich herum ist, empfange. Wie ich geweckt werde. Das Ganze, ich gebe mich ihm im Innern hin.
Der Dichter singt über das „Bündnis“ des Geistes mit der Natur. Die beiden erleben sich, erfreuen sich, erhöhen sich. Sie erkennen sich aneinander.
Das ist das Liebeszeichen. Die Erkenntnis, die alle Gegensätze überwindet. Das Fest kann beginnen.