Friedensfeier
(1)
Der himmlischen, still widerklingenden,
Der ruhigwandelnden Töne voll,
Und gelüftet ist der altgebaute,
Seliggewohnte Saal; um grüne Teppiche duftet
Die Freudenwolk und weithinglänzend stehn,
Gereiftester Früchte voll und goldbekränzter Kelche,
Wohlangeordnet, eine prächtige Reihe,
Zur Seite da und dort aufsteigend über dem
Geebneten Boden die Tische.
Denn ferne kommend haben
Hieher, zur Abendstunde,
Sich liebende Gäste beschieden.
1 Erwartung
Der himmlischen, still widerklingenden,
Der ruhigwandelnden Töne voll,
Und gelüftet ist der altgebaute,
Seliggewohnte Saal…
Ich bin schon oft gescheitert mit meinen Projekten. Ich wollte mehr machen aus meinem Leben.
Die Zeit hat sich immer schneller gedreht. Ich bin mitgerannt. Habe mich qualifiziert für Aufgaben, die mir vielleicht noch mehr entsprechen. Jetzt ist plötzlich Stille. Nichts geht mehr.
Ich habe nach dem Sinn gesucht. Eigentlich ist es gut, dass jetzt Ruhe ist. Etwas ordnet sich in mir. Das Gedicht spricht von „gereiftesten Früchten“. Vielleicht passt es ja. Vielleicht ist in mir etwas gereift. Ich spüre, dass sich etwas in mir tut. Aber ich weiß nicht was. Dinge geschehen in meinem Innern. Die Früchte sind auf „Tischen“ zubereitet, sagt das Gedicht. Eine schöne Sprache. Ein Mahl „am Abend“ soll stattfinden. Mit wem denn eigentlich?
Es gibt in uns Dinge, die über den Verstand gehen
Ich habe mich schon lange mit spirituellen Fragen beschäftigt. Ich gehe fest davon aus, dass es einen göttlichen Funken im Menschen gibt. Und vielleicht habe ich sogar eine Beziehung zu ihm bekommen. Oft habe ich mich geöffnet für etwas Hohes, das mich berührt. Die Friedensfeier. Ich bin gespannt, freue mich, möchte eine Feier in mir erleben. Auch wenn ich nicht genau weiß, wer es ist, den ich erwarte.
Denn ferne kommend haben
Hieher, zur Abendstunde,
Sich liebende Gäste beschieden.