Friedensfeier
(11)
Wohl sind die Würze des Lebens,
Von oben bereitet und auch
Hinausgeführet, die Mühen.
Denn Alles gefällt jetzt,
Einfältiges aber
Am meisten, denn die langgesuchte,
Die goldne Frucht,
Uraltem Stamm
In schütternden Stürmen entfallen,
Dann aber, als liebstes Gut, vom heiligen Schicksal selbst,
Mit zärtlichen Waffen umschützt,
Die Gestalt der Himmlischen ist es.
11 Mein innerer Gefährte
Der Dichter sagt es auf verschlüsselte Weise. Alle meine „Mühen“ und Anstrengungen werden „hinausgeführt“. Sie werden über die Grenzen des Irdischen hinausgehoben. Die Seelenstatur, die sich in mir bildet, wird zu einer Ernte gemacht, zur „Würze“ meines Lebens. Und das geschieht „oben“, dort, wo die Seele dazugehört.
Alles, was hierzu gereift ist, wird vergeistigt, wird zu einer „goldenen Frucht“, wie der Dichter sagt. Sie ist das Resultat der Friedensfeier. „Einfältiges“ gefällt aber am meisten. Wenn ich mich dem Ganzen hingebe, bin ich wie ein Kind. Dann entstehen die richtigen Resultate.
Wie in einer Sinnesentrückung habe ich eine Vision.
Der Dichter formuliert sie als eine nüchterne Feststellung. Aber es ist eine Erfahrung, die mir den Atem raubt.
… die langgesuchte,
Die goldne Frucht,
Uraltem Stamm
In schütternden Stürmen entfallen,
Dann aber, als liebstes Gut, vom heiligen Schicksal selbst,
Mit zärtlichen Waffen umschützt,
Die Gestalt der Himmlischen ist es.
Das, was sich entfaltet, hat sich wie ein Blitz gezeigt.
Ich erlebe, wie es entsteht, aber im Geistigen ist es bereits vorhanden. Es hat sich mir gezeigt.
Ich habe mich dazu entschlossen, den Weg zu gehen, wie lang er auch sein mag. Ein Fluss mäandert und befruchtet das Land. Aber irgendwann ergießt er sich ins Meer. Das Meer – ich spüre es schon jetzt.
Es ist mein innerer Gefährte geworden. Wie oft werde ich mit ihm noch Hochzeit feiern?