Gott – eine heilige Strahlung

Es gibt eine Stille, die nicht in der Abwesenheit von Lärm besteht, sondern darin, die Gegensätze nicht zu beleben.

Gott – eine heilige Strahlung

Hubert Reeves sagte: „So wie eine schwangere Frau nicht weiß, was ihr Schoß vorbereitet, wissen wir nicht, welche Wunder aus der Entwicklung der kosmischen Komplexität noch hervorgehen werden.“ [1]

Wir können uns der Frage nach dem Sinn unseres Lebens nicht entziehen. Der Verstand allerdings kann uns dabei nur begrenzt helfen. Denn das Gehirn kann nur einen winzigen Bruchteil der Informationen erfassen, die es durch die Sinnesorgane empfängt. Damit können wir uns für den Gedanken öffnen, dass die Wahrheit existiert, auch wenn wir sie nicht kennen.

Die Liebe einer Mutter lässt sich nicht in ein Marmeladenglas füllen. Sie ist eine Kraft, eine konkrete Realität, die jeder spüren kann. Was unsichtbar ist, können wir durch die Kraft, die von ihm ausgeht, erleben. Eine Kraft setzt uns in Bewegung. Wer sie spürt, weiß, dass sie existiert.

So wie die Erde ein Strahlungsfeld besitzt, das die Natur instand hält, so wird sie ihrerseits umgeben und durchdrungen von einem geistigen Strahlungsfeld, der „ursprünglichen Erde“. Es ist eine heilige Strahlung, und wir können uns mit ihr verbinden, können ihr unsere Aufmerksamkeit schenken. In der Naturwissenschaft spricht man heute von einer atmosphärischen Revolution. Sie besteht darin, dass unser planetares Magnetfeld schwächer wird und Einflüsse aus dem interplanetaren Raum sich vermehrt über die Erde ergießen.

Wir sind und bleiben normale Menschen und müssen uns täglich an Situationen anpassen, die unser inneres Gleichgewicht gefährden. Wir können uns ganz von diesem Bemühen gefangen nehmen lassen – oder unser Gleichgewicht auf andere Weise suchen, indem wir uns der zeitlosen Stille des Herzens zuwenden. 

Der chinesische Weisheitslehrer Chuang-tze sagte: „Der Weise ist still. Nicht weil es heißt, dass Schweigen gut sei, sondern weil keines der zehntausend Dinge sein Herz berühren kann. Deshalb ist er still.“

Diese Stille, dieser Friede, besteht nicht in der Abwesenheit von Lärm, sondern darin, die Gegensätze nicht zu beleben. Die Welt zieht uns ständig in ihre Widersprüche hinein. Aber wir können den Widersprüchen auch einen Abschiedsbrief schicken.  

Antoine de Saint-Exupéry sagte in seinem Buch Der kleine Prinz: „Ich habe die Wüste immer geliebt. Du sitzt auf einer Sanddüne. Du siehst nichts. Du hörst nichts. Und dennoch strahlt etwas in der Stille … Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

 

 

 


[1] Hubert Reeves, geb. 1932, ist ein kanadischer Atom- und Astrophysiker und populärwissenschaftlicher Autor.

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Datum: Dezember 18, 2021
Autor: Ghislaine Bousquet-Egli (Switzerland)
Foto: Adolfo_Mazzotti on Pixabay CCO

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