Feuer bewegt die Erde – Feuer bewegt den Menschen

Feuer bewegt die Erde – Feuer bewegt den Menschen

Als Mensch sind wir der Teil der Erde, der zum Denken erwacht ist. Das sollte ein Denken sein, das mit dem Gesamtorganismus in Übereinstimmung ist und ihm positive Impulse gibt.


Sonst dürfen wir uns nicht wundern, wenn sich der Organismus Erde zur Wehr setzt. Das geschieht, indem sich seine schöpferischen Urkräfte regen. Wir rufen sie durch unser Verhalten auf.

Da ich erschüttert war und zitterte, fiel ich auf mein Angesicht und schaute im Gesichte: Siehe, da war ein anderes Haus, größer als jenes; alle seine Türen standen vor mir offen, und es war aus feurigen Zungen gebaut. In jeder Hinsicht, durch Herrlichkeit, Pracht und Größe zeichnete es sich so aus, dass ich euch keine Beschreibung von seiner Herrlichkeit und Größe geben kann. Sein Boden war von Feuer; seinen oberen Teil bildeten Blitze und kreisende Sterne, und seine Wege war loderndes Feuer.[1]

Das Element Feuer bewegt die Erde

Feuer ist eine schöpferische Urkraft. Sie wirkt im Geistigen, im Seelischen und im Stofflichen. Hier, im Stofflichen, tritt sie uns sehr deutlich vor Augen. Es vergeht nahezu kein Monat, in dem nicht ein Erdbeben oder ein Vulkanausbruch in den Nachrichten gemeldet wird. Wir haben noch stark die Bilder vom Vulkanausbruch auf der spanischen Insel La Palma im Kopf, der Ende 2021 mehr als drei Monate lang glühend heiße Lava ausspuckte und über die Insel verströmte. Aus der Vulkanologie ist bekannt, dass die zunehmende Häufigkeit von Vulkanausbrüchen zum einen durch vermehrte Erdbeben bedingt wird und andererseits durch das beschleunigte Abschmelzen der Polkappen als Folge der Weltklimaerwärmung.

Heute weiß man, dass die Vorgänge im Schlund eines Vulkans alle gängigen Feuervorstellungen weit übertreffen. Bei einer Vulkan-Eruption wirken gewaltige Kräfte aus dem Erdinneren. Selbst die Detonation einer Wasserstoffbombe ist im Vergleich dazu nur ein winziger Streichholzbrand. Bei einem Vulkanausbruch können binnen weniger Stunden 50 Kubikkilometer Gestein zu feiner Asche zerstieben. Das ist in etwa so, als würde die gesamte Stadt Frankfurt 300 Meter dick mit Staub und Gestein bedeckt.[2]

Ursache für die vulkanische Tätigkeit ist das Feuer im Inneren der Erde. Alle 100 Meter nimmt die Temperatur im Erdinneren um etwa 3 Grad zu,  bis es im Mittelpunkt der Erde schließlich genauso heiß ist wie auf der Oberfläche der Sonne, nämlich 5000 bis 7000 Grad. Die Hitze stammt aus der Urzeit, als die Erde unter Meteoritenbeschuss aufschmolz. Der Zerfall radioaktiver Elemente im Erdinneren hält den Planeten zusätzlich am Brodeln. Weil aber auf dem Erdkern der Gravitationsdruck der gesamten Erde lastet, schmilzt er nicht.

Oberhalb einer Tiefe von 2900 Kilometern sind die Temperaturen zwar niedriger, dafür aber auch der Druck. Dort kann sich das Gestein ausdehnen und in honigartiges Magma verwandeln. Und manchmal bahnt sich dieser brennend heiße Gesteinsbrei den Weg an die Oberfläche – ein Vulkan bricht aus. Meist geschieht dies an den Rändern zweier Erdplatten, wo eine unter die andere abtaucht, in der heißen Tiefe aufschmilzt und als Magma wieder hochquillt.[3]

Auch der Mensch der heutigen Zeit wird durch das Feuer bewegt.

Ein „unheiliges“ seelisches Feuer hat ihn dazu gebracht, die Natur rücksichtslos seinem eigenen Willen zu unterwerfen und auszubeuten. Es ist das Feuer des Egoismus und Materialismus, das immer wieder zu Reibereien, Streitigkeiten, Konflikten, Kriegen führt. Unter unseren Füßen hat sich schon seit Jahrzehnten ein hoher Druck aufgebaut. Wir fühlen die Spannungen in der Atmosphäre um uns herum, wir erleben die Bedrohung des Ökosystems, die Bedrohung durch Krieg, Terrorismus und waghalsige Experimente im Bereich der Kernenergie und Genmanipulation.

Die Erde besteht aus mehreren Schichten, deren oberste die Erdkruste ist. Eine tiefere Schicht wird von Rudolf Steiner als „Feuer-Erde“ oder „Feuerschicht“  bezeichnet und ist Ausgangspunkt für Erdbeben und Vulkanismus. Diese Sphäre hat nach Steiner eine Affinität zu den menschlichen Willenskräften:

„Der Wille wirkt eben auf die Feuerschicht. So besteht ein Zusammenhang zwischen dem Inneren des Menschen und dem Inneren der Erde…Dadurch kommen Erdbeben, Vulkaneruptionen, Seebeben zum Ausbruch.“ [4]

Mehr und mehr Menschen ahnen oder erkennen in unserer Zeit, dass die Erde ein lebendiges Wesen ist. Wir leben nicht nur auf ihr, sondern in gewisser Weise in ihr, in ihrem atmosphärischen Feld. Wir atmen ihre Luft ein, trinken ihr Wasser und empfangen unsere Lebenskraft aus ihren Produkten. Als Mensch sind wir der Teil der Erde, der zum Denken erwacht ist. Das sollte ein Denken sein, das mit dem Gesamtorganismus in Übereinstimmung ist und ihm positive Impulse gibt. Sonst dürfen wir uns nicht wundern, wenn sich der Organismus Erde zur Wehr setzt. Das geschieht, indem sich seine schöpferischen Urkräfte regen. Wir rufen sie durch unser Verhalten auf, entbinden sie – und sie korrigieren die Abweichung.

Rudolf Steiner sah schon vor hundert Jahren einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem gestiegenen materialistischen Denken der Menschheit und einer Zunahme von Vulkanausbrüchen und Erdbeben.

In den Seelen der Menschheit geht etwas vor, geht zum Beispiel vor, dass ein großer Teil der Menschen in den Materialismus verfällt. Das bewirkt, dass Ahriman sich in seinem Element rühren kann.(…)Ahriman weckt Stürme, Vulkanausbrüche und Erdbeben.[5]

Kollektiv gesehen bewegen wir uns als Menschheit entlang einer Bruchlinie. Die Bruchlinie, auf der wir gehen, ist der Ort, wo zwei Zeitepochen aufeinandertreffen. Vergleichbar mit einem physikalischen Erdbeben, wo zwei tektonische Platten zusammenstoßen und eine Bruchlinie bilden, aus der der angesammelte Druck entweichen kann, steht die Menschheit vor einem „seelischen Erdbeben“ oder befindet sich bereits mitten darin. Ein wichtiger Schritt in der Bewusstseinsentwicklung steht an. Die Erde drängt dazu, dass wir unser gesamtes Verhalten ändern. Indem wir dies verweigern, entstehen enorme Spannungen, im Innern der Menschheit und im Innern der Erde. Aus dem Inneren der Erde steigen feurig-hochschwingende Energien empor und durchbrechen die Oberflächenstrukturen unseres materialistischen Lebens. Sie machen vor nichts halt, sie bahnen sich ihren Weg durch alles Verhärtete, sie machen es weicher und fließender.

Im konkreten Weltgeschehen durchkreuzen sie gewohnte Abläufe. Der isländische Vulkan Eyjafjallajökull beispielsweise erzwang nach seinem Ausbruch im März 2010 wegen seines enormen Asche-Regens für ca. eine Woche einen völligen Stopp des mitteleuropäischen Flugverkehrs und bewirkte ein Chaos im Transportwesen und wirtschaftlichen Verkehr.

Wir können nicht mehr so weitermachen wie vorher. Wir werden korrigiert, damit ein fruchtbarer Boden für ein Umdenken, für eine notwendige Umwendung entsteht.

In der kollektiven Psyche entladen sich die Energien des „seelischen Erdbebens“ in Form von Kriegen und Migrationsströmen und verwandeln damit unser kollektives Schicksal durch Leid und traumatische Erlebnisse.

Wie reagieren wir in diesem kollektiven Erdbeben, in dieser Erschütterung?

Wir wissen, dass unsere gegenwärtigen Verhaltensmuster unzureichend sind. Wir haben in den letzten Jahren unsere Reaktionen auf die Störungen dieser Welt erlebt. Wir haben erlebt, dass wir uns in unserer Angst zusammenziehen und uns an unseren Besitz klammern, um unsere „Lebensweise“ und unsere „Lebensgewohnheiten“ zu bewahren. Wir haben auch erfahren, dass wir unsere Angst schnell auf Andere projizieren. Damit jedoch etwas fundamental Neues in der gerade beginnenden Zeitepoche geschehen kann, müssen wir zu tieferer Einsicht, tieferer Erkenntnis gelangen. Dazu gehört auch, dass wir das Zusammenspiel von Feuer und Wasser verstehen, im Äußeren wie auch im Geistig-Seelischen.

Feuer und Wasser

Der Wissenschaftler Marcel Violet hat viele Experimente durchgeführt, in denen er nachweisen konnte, dass alle Gewässer, Seen und Flüsse der Erde elektro-magnetische Schwingungen absorbieren, ein Vorgang, der  sich auf die Menschheit und den Erdorganismus überaus heilsam auswirkt. Gewitterschwingungen haben eine sehr hohe Spannung. Elektrizität in der Luft ist ein wirksames Feuer-Element. Regenwasser zeigt – nach einem Gewitter – in seiner Umgebung kräftige Wirkungen und begünstigt das Wachstum von Pflanzen und Tieren. Wasser nimmt die Feuerkraft auf und in dem, was sie gemeinsam bilden, dienen sie der Natur. In Russland fängt man Gewitterregenwasser speziell für die Tier-Tränke auf, weil man die Erfahrung gemacht hat, dass die Tiere der Herden dann deutlich schneller wachsen. Das Vieh auf der Weide sucht nach einem Gewitter stets sein Trinkwasser aus den Pfützen; es weiß instinktiv, dass sein Organismus dadurch gestärkt wird.[6]

Man könnte sogar sagen: Das Wasser braucht das Feuer. Es braucht eine Belebung und Vitalisierung durch elektro-magnetische und kosmische Schwingungen. Wenn die alten Alchemisten nach dem „lebenden Wasser“ suchten, so meinten sie damit nicht eine bestimmte, besonders reine Wasserqualität, die irgendwo zu finden sei. Sie wollten vielmehr zum Ausdruck bringen, dass zum einen der menschliche Organismus, der zu ca. 50-60 Prozent aus Wasser besteht, einer elektro-magnetischen Kraft, einer Feuerkraft ausgesetzt werden muss, wenn er wahre Vitalität empfangen soll. Und dass dasselbe auch auf der Ebene der Seele stattfinden muss.

In alchemischer Sicht sind wir als Menschheit, die wir uns durch Eigenschaften, Nahrung, Atmung und ein „unheiliges Wollen und Denken“ selbst vergiften, ein „Brackwasser“, ein unnatürliches und lebloses Gewässer geworden.

Wir absorbieren nicht nur durch Denken, Fühlen und durch die Sinnesorgane, sondern wir absorbieren mit unserem ganzen Wesen, durch die Haut, durch das magnetische Feld der Haare. Unser ganzer Organismus ist ein großes empfangendes Feld. Wenn dieses empfangende Feld, das wir – in unserem natürlichen Zustand – sind, gestört wird, entsteht Gegenreaktion, Widerstand, Reibung, Disharmonie zwischen Wasser und Feuer. [7]

Um eine „lebende Seele“ zu werden, so beschreiben es Henk und Mia Leene, benötigen wir kosmische Energie. Die in uns befindliche Seele ist in ihrem ätherischen Substrat ein ursprüngliches „Atom“ aus einem göttlich-geistigen Kosmos, in dem Wasser und Feuer harmonisch und heilsam zusammengesetzt sind. Ein spirituell elektro-magnetisches Feld muss einen so hohen Schwingungszustand besitzen, dass es dieses Seelen-Atom berührt,  so dass wir als Persönlichkeit den starken Impuls zur Verwandlung erfahren.

„Seelen-Impulse, elektro-magnetische Blitze, die das Seelen-Atom berühren, sind unentbehrlich für die Seelenentwicklung.(…)      Eigentlich kann man sagen, dass ein Raum, in dem spirituell gearbeitet wird, ein Ort ist, in dem fortwährend „Donner und Blitze“ anwesend sein müssen. Spirituelle Entladungen, die einen kräftigen Feuer-Impuls entfachen und übertragen.“ [8]

Durch solche Feuer-Impulse aus dem Kraftfeld einer spirituell strebenden Gruppe werden wir befähigt, das Licht, das wir in unserer eigenen Tiefe entdecken, als „Funken der Weltseele“ zu begreifen. Die Erde benötigt dieses Licht, und wir können es in uns freilegen, für alles Leben auf und in der Erde. Das, was in uns geschieht, strahlt in den gesamten Organismus aus. Wir können der Erde etwas von unserer inneren Essenz, von unserem Herzensfeuer schenken. Die Mystiker aller Zeiten haben davon gezeugt, wie das feurige Herz eines erwachten Menschen auf die Energiestruktur der Erde gerichtet werden kann. Vom menschlichen Herzen aus kann eine feurige heilende Energie in die vom Materialismus verunreinigten inneren Welten fließen. Es ist dies eine Liebesenergie, in der alle Gegensätze in Einheit miteinander verbunden sind.

„Wenn alle Menschenherzen in wahrem Sinne den Christus-Geist erleben werden, dann wird die Kraft, die daraus strömen wird, so stark sein, dass sie Feuer und Wasser besänftigen wird.“ [9]

Diese Liebes-Feuerkraft verwandelt uns. Sie verwandelt auch die Welt. Hermann Hesse hat dies eindrucksvoll in einem Gebet zum Ausdruck gebracht:

„Lass mich verzweifeln, Gott, an mir,
Doch nicht an dir!
Lass mich des Irrens ganzen Jammer schmecken,
Lass alles Leides Flammen an mir lecken,
Lass mich erleiden alle Schmach,
Hilf nicht mich erhalten,
Hilf nicht mich entfalten!
Doch wenn mir alles Ich zerbrach,
Dann zeige mir,
Dass du es warst,
Dass du die Flammen und das Leid gebarst,
Denn gern will ich verderben,
Will gerne sterben,
Doch sterben kann ich nur in dir.“


[1] Henoch, Das angelologische Buch, Kap. 14, Vers 8-19
[2] Aus: DIE WELT, Inneres Feuer hält die Erde in Bewegung, Artikel vom 24.07.2002
[3] A.a.O.
[4] Rudolf Steiner, Kosmogonie. GA 94, Dornach 2021, 2. Auflage: S. 182
[5] Rudolf Steiner, Die Beantwortung von Welt- und Lebensfragen durch Anthroposophie, GA 108, Dornach, 2. Auflage 1986, S. 92
[6] Marcel Violet, Le secret des Patriarches, https://de.scribd.com/doc/260065640/Le-Secret-Des-Patriarches-Marcel-Violet
[7] Henk und Mia Leene, Das Zusammenschmelzen von Feuer und Wasser, http://henkenmialeene.org
[8] A.a.O.
[9] Rudolf Steiner, Kosmogonie, a.a.O.

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Datum: Oktober 5, 2023
Autor: Burkhard Lewe (Germany)
Foto: bardabunga-jmarti20 auf Pixabay CCO

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