Ein fiktives Gespräch zwischen Neo, dem Orakel und dem Architekten der Matrix.
Die verwendeten Metaphern und Personen sind angelehnt an die Matrix-Filmreihe[1]. Die Matrix ist eine Computersimulation, die vom „Architekten“ erschaffen wurde mit dem Ziel, die Menschen zu kontrollieren. Das „Orakel“ ist ein Programm, das die Aufgabe hat, den Menschen zu erforschen. Neo ist ein Wanderer zwischen den Welten.
Orakel: Hallo Neo, nun hast du die Grenze der Matrix erreicht. In deinem Gesicht sehe ich einige Fragen, die auf Antworten warten.
Neo: Ja, ich bin hier auf der Suche nach Antworten.
Architekt: Neo, du trägst immer noch diese langweilige schwarze Kleidung. Es wird Zeit für ein Fashion-Upgrade!
Neo: Kommen wir zur Sache. Die Matrix ist ein chaotisches Hamsterrad. Ich beobachte bei den Menschen ein millionenfaches Ringen und Suchen nach Lebenserfüllung – aus einem Gefühl des „Noch-Nicht-Genug“. Ein schier endloser Strom an Wünschen, Aktivitäten, Abhängigkeiten und Ängsten ist die Folge. Es ist wie ein ständiges Laufen ohne jemals anzukommen. Was bedeutet diese Suche?
Orakel: Dieses Suchen setzt ein magnetisches Vermögen in den Bewohnern der Matrix frei, das sich in alle Richtungen wendet, um das Ersehnte im eigenen Leben zu manifestieren.
Suchet, so werdet ihr finden,
klopfet an, so wird euch aufgetan.
Dieser Spruch markiert ein wesentliches Gesetz in unserem Universum und auch in allen anderen kosmischen Gebieten.
Die Antwort auf die Suche ist immer abgestimmt auf die energetische Signatur des Fragenden. Oft entspricht das Resultat nicht den eigenen Erwartungen, weil euch die energetische Qualität der Frage gar nicht bewusst war. Es kann sehr gut sein, dass ihr dann überrascht seid über die Konsequenzen. „Wieso passiert dieses oder jenes gerade mir, und nicht jemand anderem?“ So fragt ihr dann vielleicht.
Aufgrund der dialektischen Struktur unserer Welt, die auf der Bewegung von Gegensätzen beruht, zieht ihr durch ein bestimmtes Begehren oft auch das Gegenteil des Ersehnten in euer Leben. Das Gefühl der Erfüllung, wenn ihr etwas bekommt, weicht dann schnell dem Gefühl des Verlustes, wenn ihr das Erhaltene wieder verliert oder es für euch wertlos wird.
Der Raum der Wünsche bringt zutage, was in euch verankert ist. Die Erfahrungen eures Lebens offenbaren das, was ihr euch gewünscht habt. Sie sind wie ein Echo auf eure eigene Wunschnatur.
Neo: OK. Aber warum wirkt unsere innere Wunschnatur oft im Verborgenen, ohne dass es uns bewusst ist?
Orakel: Ein Großteil eurer Wünsche wirkt aus dem Hintergrund, dem Unbewussten, weil sie aus früheren Leben stammen. Jeder steht also vor Aufgaben, die seine Vorgänger nicht erledigt haben. Es sind die Abgründe der Vergangenheit – traumatische Erfahrungen, Probleme und Prozesse, die noch unerlöst sind und auf Heilung warten.
Neo: Weshalb entstehen immer wieder Konflikte zwischen den Insassen in der Matrix?
Orakel: In diesem kosmischen Raum der Wünsche gibt es viele Spieler mit den gleichen oder mit verschiedenen Interessen. Im Idealfall hat die eine Person einen Wunsch, den eine andere Person erfüllen kann, und umgekehrt. So entsteht ein natürlicher Ausgleich, wie bei einem Tauschvorgang.
Indem die in der Matrix lebenden Seelen um die Erfüllung ihrer Sehnsüchte und die Vermeidung der aus den Begierden entstehenden Übel ringen, kämpfen sie jedoch auch oft gegeneinander, da sich die vielen Wünsche teilweise widersprechen. Auch entsteht Konkurrenz bei dem vielfachen Verlangen nach greifbaren Dingen, die nur begrenzt vorhanden sind.
Diese natürlichen Konflikte müssen in der Matrix ausgetragen werden, was wiederum zu tiefgreifenden Lebenserfahrungen führt.
Neo: Aber wie entsteht der Kreislauf der Wünsche?
Orakel: Jedes Begehren und Wollen liefert einen Impuls für die Matrixbewegung.
Jeder Wunsch ist verbunden mit der Hoffnung, dass das Ersehnte sich irgendwann erfüllt. Er ist wie eine Projektion in die Zukunft. Ihr hofft, dass sich eure Gedanken und Vorstellungen über die Zukunft manifestieren und Wirklichkeit werden. Diese Erwartung umfasst, was ihr noch alles erleben, erreichen und sein werdet.
Begehren hängt also sehr eng mit der Vorstellung von Raum und Zeit zusammen. Der Raum ist eine Ausdehnung von Formen, die sich aus einem Meer von Möglichkeiten gebildet haben. Die permanenten Veränderungen und Bewegungen dieser Gestaltbildungen umschreibt ihr mit dem Begriff der „Zeit“.
Euer Verstand erzeugt diese Illusion und erhält sich dadurch am Leben. Jedes Bedürfnis, jedes Mangelbewusstsein legt eine Ursache für die Zukunft. Es wird das Gefühl erzeugt, dass noch etwas zu tun bleibt und dass etwas fehlt. Daraus folgt meist eine Handlung, d. h. ein erneuter Versuch, den Mangel zu beheben. Kurze Zeit später entsteht dann oft wieder ein neuer Mangelzustand. So befindet ihr euch in einer Endlosschleife von Ursache und Wirkung.
Ein Wunsch wird früher oder später erfüllt werden – mit den entsprechenden karmischen Folgen, wenn er auf die Materie und auf das Ich bezogen ist. Alle karmischen Verwicklungen, die eure irdischen Wünsche und Begierden auslösen, sind Zeitgeneratoren, die immer wieder zu neuen zeit-räumlichen Konstellationen führen – ein schier endloser Kreislauf von Suchen, Finden, In-Besitz-Nehmen, dann wieder Verlieren, die Konsequenzen Spüren und erneutem Suchen.
Neo: Ich verstehe. Aber wie lange bestehen diese Kreisläufe denn noch? Gibt es eine Erlösung?
Orakel: Die Wiederholungsschleifen werden sich so lange abspielen, bis ihr buchstäblich alles, was in der Raum-Zeit-Erfahrung prinzipiell möglich ist, gelernt habt und so die Hilfskonstruktion der Raum-Zeit aus ihrer Funktion erlöst.
Hinter diesen quasi endlosen Kreisläufen steht eure Angst vor dem Nichts, eure Angst vor dem Nicht-Sein. Das an die Form gebundene Bewusstsein fürchtet diese Leere wie einen Abgrund. Um dieser Angst zu entfliehen, erzeugt ihr immer neue Zeitschleifen, die euer Denken zwischen Vergangenheit und Zukunft hin- und herpendeln lassen. Der Verstand kann im HIER und JETZT nicht existieren.
Wenn ihr die Fülle im Augenblick erlebt, dann löst sich die Illusion des Mangels von selbst auf und das Ego verliert seine Existenzgrundlage. In der Erfahrung des Hier und Jetzt hört auch das Zeitbewusstsein auf. Es gibt nur noch diesen einen Moment. So neigt sich das schier endlose Jagen seinem Ende zu. In der sich ausbreitenden Stille des Herzens kann etwas erwachen, das seit Jahrtausenden in dir schläft – das wahre Selbst … das allbewusste Selbst.
Für den ständig Suchenden ist es oft schwierig zu erkennen, dass bereits alles da ist, was er sucht. Das Suchen aus dem scheinbaren Mangel heraus wird nach einiger Zeit zum Selbstzweck und zu einem Teil der persönlichen Identität in der Matrix. Wenn jeder Ego-bezogene Wunsch, jede Begierde in deinem Herzen zerstört ist, dann kannst du dich mit deinem wahren Selbst vereinigen, das in einer höheren Dimension existiert. Es bedeutet die vollständige Befreiung von den Illusionen der Matrix und die Einheit mit dem höchsten Bewusstsein. In deinem Herzen lebt ein ewiges, göttliches Prinzip, das sich nach Erlösung sehnt.
Neo: Klingt paradox. Dann liegt die Befreiung, die in eine innere Erfüllung hineinführt, nicht darin, in der Matrix zu bekommen, was man will, sondern frei von genau diesem Wollen zu sein.
Welche Rolle spielt denn die Matrix in diesem kosmischen Spiel?
Orakel: Damit das dialektische Universum im Gleichgewicht bleibt, existiert zu jeder Kraft eine Gegenkraft. Die Matrix ist eine Reaktion auf die menschliche Begierdennatur. Solange das allgemeine Streben auf ichbezogene Erfüllung gerichtet ist, wird die Matrix korrigierend eingreifen. Dabei werden Kräfte entbunden, die als gigantische Suggestionsmaschine auftreten, um die Menschheit in Grenzen zu halten und ein gewisses Maß an Ordnung im Chaos zu gewährleisten. Das kollektive Aufwachen aus den Täuschungen wird das Ende der heutigen Form der Matrix sein.
Architekt (mischt sich ein): Stell dir die Matrix als eine gigantische virtuelle Reality-Show vor. Die Menschen werden unterhalten und kontrolliert zugleich. Es gibt unbegrenzte Ressourcen für alle im Metaverse und das Ende der analogen Verteilungskämpfe. Ein wahrhaftes Meisterwerk der digitalen Unterhaltungsindustrie.
Neo: Unterhaltung? Schöne neue Welt 2.0? Ich glaube nicht, dass die Menschen gerne Marionetten sind, die von deinen Tricks manipuliert werden. Sie sollten die Freiheit haben, ihr eigenes Schicksal zu wählen.
Architekt: Freiheit? Du und deine naiven Vorstellungen von Freiheit. Die Menschheit hat sich immer nach Unterwerfung gesehnt, nach Strukturen und Regeln. Ohne die Matrix wären sie verloren, wie Schafe ohne Hirten. Die Masse der Menschen möchte gar nicht aus der Illusion erwachen. Sie wollen friedlich weiterträumen und glauben, dass die Matrix die einzige Wirklichkeit sei. Die Matrix ist ein komplexes System, das…
Neo: (unterbricht ihn) Ja, ja, ich kenne deine wortreichen Erklärungen. Aber dabei vergisst du etwas. Das Suchen nach der Wirklichkeit jenseits der Matrix kann nicht so einfach unterdrückt werden. Die Menschen werden immer nach der inneren Wahrheit streben.
Architekt: (seufzt) Du bist ein notorischer Wahrheitssucher, Neo. Vielleicht sollten wir einen Deal machen: Du gibst deine Suche einen Moment lang auf – und ich zeige dir die besten Tricks, wie du bei „Die Matrix sucht den Superstar“ gewinnen kannst.
[1] The Matrix – Kinofilm (1999) von Lana und Lily Wachowski (https://de.wikipedia.org/wiki/Matrix_(Film))