Pronoia – Part 2

"Für einen Arzt ist es sehr gut, Pronoia zu pflegen.  Da er die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft voraussieht und voraussagt, werden sich die Menschen vertrauensvoll seiner Obhut anvertrauen".  Hippocrates

Pronoia – Part 2

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Hesione Pronoia – Prometheus‘ Frau

Der Name dieser Göttin bedeutet übersetzt „Prophetisches Wissen“, während der Name Prometheus mit „Voraussicht“ übersetzt werden kann.  In den gnostischen Lehren ist dieser Halbgott eine Darstellung des gefallenen (luziferischen) Bewusstseins des Menschen.  Hier geht es nicht um das Bewusstsein einer kleinen Gruppe von Menschen, die an einen Teufel mit Hörnern glauben, sondern um den Entwicklungsstand, in dem sich die Menschheit in der nachatlantischen Ära befindet.

Prometheus war ein Titan, der dem Sonnengott das Feuer stahl und es benutzte, um einen Menschen, aus irdischer Materie gestaltet, mit ursprünglicher geistiger Substanz zu beleben. Aufgrund seiner Wurzeln in der Tierwelt war er auch mit tierischen Eigenschaften ausgestattet. Er tat dies gegen den Willen der Götter, die die unvollkommene, streitsüchtige Rasse der irdischen Undankbaren vernichten wollten.  Er gab den Menschen das Feuer und befahl ihnen, damit die Götter zu verehren und einander selbstlos zu dienen. In ihrer Selbstsucht und Unwissenheit begannen sie aber, das Feuer als Waffe gegen ihresgleichen einzusetzen. Sie verbrannten die Häuser ihrer Feinde und härteten Eisen zu Stahl, um aus ihm Schwerter und Rüstungen herzustellten. Durch den Missbrauch des Feuers und ihrem Verhalten zogen sie den Zorn der Götter auf sich. Diese schufen nun in Form einer mit vielen Vorzügen ausgestatteten Frau, Pandora, die vom Himmel geschickt wurde und eine Dose voller Unheil mitbrachte.  Pandora wurde die Frau von Epimetheus, dem Bruder von Prometheus.  Epimetheus, dessen Name „Der später Erkennende“ bedeutet, öffnete die Büchse der Pandora und ließ alles Unheil sich über die Erde ergießen.

Als Strafe für seine Missetaten wurde Prometheus an einen Felsen gekettet, und jeden Morgen kam ein Adler, um an seiner Leber zu fressen, die in der Nacht wieder nachwuchs. Dies sollte so lange dauern, bis die Menschheit gelernt hatte, mit dem heiligen Feuer, das ihr gegeben wurde, richtig umzugehen. Diese Prophezeiung erfüllte sich dank des Sonnenhelden Herkules, der das innere Bewusstsein der geistigen Sonne repräsentierte. Herkules erklomm den Berg, tötete den Adler mit einem Pfeil seines Bogens und befreite Prometheus von seinen Fesseln.

Dieser griechische Mythos hat eine große Tiefe. Prometheus mit Hesione Pronoia und Epimetheus mit Pandora sind vier Figuren, die eine Allegorie unserer menschlichen schöpferischen Fähigkeit sind – unserer Gedanken, Worte und Fantasie.  Jahrhundertelang haben wir erfolglos versucht, mit dieser Fähigkeit ein Paradies auf der Erde zu schaffen. Wir tun dies getrennt vom Geist. Wir erschaffen verschiedene Ideologien in unseren Köpfen, die wir dann versuchen, in die Praxis umzusetzen.

Hesione Pronoia, die Frau des Prometheus, kann als Repräsentantin unseres geistlosen Bewusstseins betrachtet werden, das nur eine Nachahmung der wahren göttlichen Weisheit ist. Bei der menschlichen „Weisheit“ geht es um materielle Sicherheit und die Verwirklichung der eigenen egozentrischen Begierden. Hesione Pronoia ist das Bewusstsein, das der begrenzten geistigen Aktivität vorausgeht, die durch Prometheus symbolisiert wird. Er ist die „Gebärmutter“, in der seine geistigen Bilder geboren werden, und das Prinzip, das sie offenbart.  Am Anfang handelt der Mensch, setzt seine Ideen um, und es scheint, dass alles nach Plan läuft.  Seine positiven Gedanken und Erwartungen gehen in Erfüllung, er erlebt Freude und erzielt den Gewinn, von dem er geträumt hat.  Da sein Bewusstsein jedoch ohne Geist ist und es ihm an wahrer Weisheit „mangelt“, verkehrt sich das, was er geschaffen hat und das eigentlich gut sein sollte, schließlich in sein Gegenteil.  Pandora kommt mit einer Büchse voller Leid und Kummer, und der Mensch wird mit den Folgen seiner Schöpfung konfrontiert. Dann erscheint Pandoras Ehemann, Epimetheus, der Aspekt des Bewusstseins, der für die Fähigkeit, Schlussfolgerungen zu ziehen, verantwortlich ist.  Man kann ihn als „rückblickend weise“ bezeichnen.

Wenn der Epimetheus-Aspekt genügend schmerzhafte Erfahrungen gesammelt hat, erkennt der Mensch die Grenzen seines Bewusstseins und seiner Fähigkeiten.  Dann kommt es oft zu einem Durchbruch und der Mensch öffnet sich in seiner Hilflosigkeit für etwas Höheres als sich selbst.  Er wird weniger defensiv und lässt unbewusst den „Herkules“ – das göttliche Prinzip, das in seinem Herzen verborgen ist – wirken.  Es ist eine Kraft, die von Eingeweihten als innere Sonne verstanden wird, denn wie die Sonne, die durch den Tierkreis wandert, erhellt sie die zwölf zodiakalen Aspekte der menschlichen Persönlichkeit und befreit sie vom Einfluss der Unwissenheit.

Im Mythos von Prometheus und Herkules finden wir eine Allegorie des Sündenfalls des Menschen und seiner Fähigkeit, zu seiner früheren Göttlichkeit zurückzukehren. Eingeweihte wie H.P. Blavatsky, Rudolf Steiner und Max Heindel haben uns das Wissen um die Entfaltung des menschlichen Bewusstseins, sein Eintauchen in die dichtesten Ebenen der Materie und den allmählichen evolutionären Weg zu einem höheren Zustand überliefert.  Dieser ganze, zahllose Jahre dauernde Prozess, in dem der Mensch wieder zu einem vollkommenen Wesen wird, das Himmel und Erde verbindet, vollzieht sich in sieben Einweihungsphasen: die Saturn-, Sonnen- und Mondperiode, die wir bereits durchlaufen haben, und die Erdperiode, die wir gegenwärtig erleben; dann gibt es noch die Jupiter-, Venus- und Vulkanperiode, die noch vor uns liegen.  Unser Ziel ist es, das Bewusstsein der spirituellen Sonne zu erreichen, die durch den Vulkan repräsentiert wird.

Pronoia als positive Einstellung und Fähigkeit zur Prophezeiung

Wie eingangs erwähnt, wird das Wort „Pronoia“ heute auch verwendet, um eine positive Lebenseinstellung zu beschreiben, die aus dem Glauben resultiert, dass das gesamte Universum darauf hinarbeitet, dass es den Menschen gut geht. Man kann sagen, dass diese Einstellung und ihre Annahmen das Gegenteil von Verschwörungstheorien sind.

Dieser Ansatz basiert auf Dankbarkeit und der Konzentration auf all die positiven Dinge, die uns im Leben widerfahren. Diejenigen, die sich zu Pronoia bekennen, glauben, dass: „… die gesamte Schöpfung darauf abzielt, uns mit Segnungen zu überschütten.  Das Leben ist in uns verliebt – schamlos und bewusst in uns verliebt.  Das Universum gibt uns immer, was wir brauchen, genau dann, wenn wir es brauchen.  Die Winde und Gezeiten sind immer in unserem Sinne.  Feuer und Regen arbeiten zusammen, um unseren Schmerz und unser Leid zu beseitigen.  Die Sonne, der Mond und die Sterne erinnern sich an unsere wahren Namen, und unsere Vorfahren beten für uns, während wir träumen.  Wir haben Schutzengel, unzählige Lehrer, Provokateure, die uns befreien wollen, Helfer und Retter, die wir uns nicht einmal vorstellen können, und Brüder und Schwestern, die wollen, dass wir aufblühen und wachsen.“ [3]

Die Schauspielerin Susan Sarandon sagte über Pronoia: „Du gehst einfach davon aus, dass das Universum für dich arbeitet und nicht gegen dich.  Ich glaube, je mehr man das erwartet, desto mehr klappt es tatsächlich.“

Eine solch positive Einstellung zu allem, was uns widerfährt, hilft, den „Schmerz“ aufzulösen, der so oft Teil unseres Astralkörpers ist.  Der Schmerz des Astralkörpers lässt uns unbewusst nach Leid, Traurigkeit und sogar Wut verlangen.  Wir ernähren uns von Reaktionen, die solche Qualitäten in sich tragen, und sind deshalb ständig unglücklich.  Außerdem ist Pronoia ein Weg, der es uns ermöglicht, mit dem Leben in Resonanz zu gehen, in Akzeptanz zu stehen und die Lektionen zu lernen, die auf uns zukommen.

Dennoch scheint dieser Ansatz eine wichtige Wahrheit zu übersehen, die die Grundlage der zeitlosen esoterischen Weisheit ist.  Es ist das Bewusstsein, dass der Mensch ein duales Wesen ist.  Einerseits gehören wir zur Natur, wir haben einen vergänglichen physischen Körper und damit verbundene Instinkte, und andererseits haben wir einen Funken, ein göttliches Potenzial, einen Samen einer überirdischen Natur, aus dem wir als ewiges und vollkommenes Wesen wiedergeboren werden können.  C. G. Jung schrieb: „Wenn Mystiker in die Tiefen ihres Wesens hinabsteigen, finden sie in ihrem Herzen das Bild der Sonne, sie finden die Lebenskraft, die sie Sonne nennen.“

Der Zweck der menschlichen Existenz besteht darin, sich durch die Kraft dieser inneren Sonne von der Macht der Instinkte, Anhaftungen, Leidenschaften, Unwissenheit und Unvollkommenheit zu befreien.  Unser Universum ist von den Kräften der Pronoia erfasst und durchdrungen, und man kann sagen, dass sich hier tatsächlich alles zum Wohle des Menschen verschwört.  Es muss jedoch beachtet werden, dass dies den inneren, göttlichen Menschen betrifft und nicht den natürlichen Menschen.  Wir werden so lange leiden, bis wir verstehen, dass wir als natürliche Wesen in unserem natürlichen Zustand „sterben“ und in einem neuen göttlichen Zustand „wiedergeboren“ werden müssen.  Solange dies nicht geschieht, wird unser unvollkommenes Bewusstsein immer unvollständige Schöpfungen projizieren.

Das bedeutet nicht, dass wir als natürliche Wesen nicht vom ‚Metropator‘, von der Vater-Mutter, von der Quelle geliebt werden, und dass sie als Strafe für unsere Unvollkommenheit alle möglichen Plagen auf uns loslässt.  Wenn wir solche Plagen erleben, dann müssen wir verstehen, dass sie eine Schöpfung unseres eigenen geistlosen Bewusstseins sind.

Wenn wir also bewusst eine harmonische Realität mit unseren Gedanken, Gefühlen und Vorstellungen schaffen wollen, müssen wir unseren Willen auf den Willen der Quelle in uns abstimmen.  Wir müssen auf unsere innere Pronoia hören, auf die Stille unseres Herzens, auf das Bewusstsein, das über Verstand und Gedanken hinausgeht.  Dadurch wird sichergestellt, dass unsere Schöpfungen für den Geist offen sind und in Übereinstimmung mit dem ursprünglichen göttlichen Plan erstrahlen. Wir werden dann erkennen, welche unserer Träume egoistischen Wünschen entspringen, die nur dazu dienen, unsere falsche, irdische Identität zu stärken, und sie von denen unterscheiden, die dazu dienen, sich als reine Quelle zu manifestieren.

Man kann sagen, dass diese Welt in ihrer Unvollkommenheit perfekt ist.  Sie fungiert als Spiegel unseres inneren Selbst, und die in ihr vorhandenen Schrecken sollen uns aufwecken und motivieren, uns grundlegend zu verändern.

Die Wahrheit, dass die Welt unser Spiegel ist, ist nicht neu, doch im Alltag neigen wir dazu, dies zu vergessen und verschiedene dunkle Mächte für das Böse, das hier existiert, verantwortlich zu machen.  Wenn wir das Böse um uns herum sehen, bedeutet das, dass es etwas Krankes, etwas Disharmonisches in uns geben muss, das es in unserem persönlichen Raum erscheinen lässt.  Heutzutage gibt es viele Ansätze, um diese Ungleichgewichte zu beseitigen, wie z. B.: Recall Healing, Germanische Medizin, Familienaufstellungen und andere, die alle darauf abzielen, den Menschen zu helfen, ihre emotionalen Konditionierungen zu erkennen, die sie entweder durch ihre Abstammung, ihr elterliches Erbe oder ihre Kindheitserfahrungen erworben haben.

Diese Werkzeuge sind äußerst hilfreich und können dazu beitragen, destruktive Elemente, die wir in unserem Unterbewusstsein tragen, zu erkennen und loszulassen.  Es muss jedoch bedacht werden, dass sie sich nur auf zwei Aspekte unseres Wesens beziehen: Körper und Seele, und den dritten, den Geist, nicht berücksichtigen. Wenn wir versuchen, uns nur mit den Werkzeugen zu heilen, die aus der gleichen Schwingungsebene stammen, die unsere Beschwerden verursacht hat, wäre das wie der Versuch, einen gordischen Knoten zu entwirren.

Wahre Heilung, Befreiung vom Leiden, kann nur stattfinden, wenn wir uns dank des Erwachens des Geistesfunkens auf das göttliche Licht, auf eine höhere Dimension ausrichten.  Dann werden wir in einem Prozess, der in dem Apokryphon des Johannes als „siebenfache Versiegelung“ beschrieben wird, in der Lage sein, dieses Licht anzuziehen und zu assimilieren und in Harmonie mit ihm zu leben.  Wir ziehen dieses Licht an, wenn wir in unserem täglichen Leben richtig ausgerichtet sind. Als natürliche Wesen können wir das Licht des Geistes aufgrund seiner hohen Schwingung nicht direkt aufnehmen. Unsere Leber, deren Aufgabe es ist, schädliche, fremde Kräfte zu entfernen, wird sie ausscheiden.

Wenn jedoch der Geistesfunke, unsere innere Sonne, erwacht, bestrahlt er das Brustbein, das dann die Pronoia-Kräfte anzieht. Diese Kräfte beginnen im Blut zu zirkulieren; sie beeinflussen unser Denken und ab einem gewissen Punkt auch die Tätigkeit der Leber, die sie allmählich aufnimmt und absorbiert.  Diese Phase wird im Johannesevangelium allegorisch als das Wunder von Kana in Galiläa beschrieben. Das aus höheren Sphären angezogene Licht hilft uns, unangemessene Emotionen, Denkmuster und Gewohnheiten aufzulösen. Das Bild von Herkules, der Prometheus von einem gefräßigen Adler befreit, der sich von seiner Leber ernährt, kommt mir in den Sinn.

In den Schriften des Hippokrates, der als Vater der Medizin gilt, finden wir die Aussage: „Für einen Arzt ist es sehr gut, die Pronoia zu pflegen. Da er die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft sieht, werden sich die Menschen vertrauensvoll seiner Behandlung anvertrauen“. Hippokrates bezieht sich hier auf die Einstimmung auf die Ebene des Geistes und auf die Intuition, die sich aus dem Hören auf die innere Stimme ergibt.

Das „E“ in Delphi

Im antiken Griechenland war das Heiligtum des Apollo ein äußerst wichtiger Ort der Verehrung, in dessen Mittelpunkt der Tempel des Orakels von Delphi stand.  Die Menschen kamen zu ihr, um „Pronoia“ – Prophezeiungen und Ratschläge – zu erhalten, sogar aus weit entfernten Ländern wie Ägypten und der Türkei kamen sie. Über dem Eingang zu diesem Tempel, dem Sonnentor, befanden sich zwei Inschriften: Gnothi Seauton“ – „Erkenne dich selbst“ und „Nichts zu viel“. Der Tempel selbst war Apollo gewidmet – dem Gott des Sonnenbewusstseins, und es war dieses Bewusstsein, das durch Pythia, eine Priesterin, die die Zukunft vorhersagte, sprechen sollte.

Scharen von Menschen mit unterschiedlichen Bewusstseinsstufen strömten zum Orakel in Delphi.  Die Fragen der meisten von ihnen betrafen weltliche Angelegenheiten und weltliches Glück. Für die Eingeweihten jedoch war es ein Ort der heiligen Mysterien, an dem der Tod des alten und die Wiedergeburt des neuen Menschen stattfinden konnte.

An der Wand des Tempels befand sich ein geheimnisvoller Buchstabe „E“.  In seinem Dialog „Über das ‚E‘ in Delphi“ [4] gibt Plutarch viele verschiedene Interpretationen dieses Buchstabens.  Diejenige, die am zutreffendsten erscheint, finden wir jedoch am Ende des Dialogs.

Er schreibt:

„Ich bin der Meinung, dass der Buchstabe weder eine Zahl, noch eine Reihenfolge, noch eine Konjunktion, noch irgendeinen anderen ausgelassenen Teil der Rede bedeutet; er ist eine vollständige und selbsttätige Form der Anrede an Gott; das einmal gesprochene Wort bringt den Sprecher dazu, seine Macht zu begreifen. Gott wendet sich gleichsam an jeden von uns, wenn wir das Heiligtum betreten, mit den Worten: „Erkenne dich selbst“, was auch als „Ave“ verstanden werden kann.  Wir antworten Gott dann mit den Worten „E I“ (Du bist) und geben ihm den Titel, der wahr ist und keine Falschheit in sich trägt und der ihm allein und keinem anderen gehört – den des SEINS.

Denn wir haben keinen Anteil am wirklichen Sein; die ganze sterbliche Natur befindet sich in einem Zustand zwischen Werden und Vergehen und stellt nur einen Schein, ein schwaches, unbeständiges Bild von sich selbst dar.  (…) Wenn ein Mensch sich verändert, dann ist er nicht derselbe Mensch.  Wenn er aber nicht derselbe Mensch ist, dann ist er gar nicht; sein sogenanntes Sein ist nur Veränderung – eine neue Geburt des Menschen, aus dem Menschen.“

In der Kontemplation im Tempel des Apollo, dem Tempel der Sonne, sollte der zur Selbsterkenntnis berufene Mensch die offensichtliche Qualität seiner irdischen Natur entdecken und gleichzeitig erkennen, dass ein Element der Ewigkeit in ihm steckt.  „E“ oder „EI“ – „Du bist“ – verwies auf seine wahre, erleuchtete Natur, auf die Stille der Existenz, frei von jeglicher Identifikation mit sozialen Formen und Rollen.

Die zweite Inschrift auf dem Giebel des Tempels spielt darauf an: „Nichts zu viel“.

Plutarch schreibt:

„Nur Gott IST, also sollten wir ihn in der Anbetung grüßen und ihn als „Du bist“ ansprechen, ja, oder in den Worten einiger der Ältesten: „Ei Hen“, „Du bist ein Ding“. Denn das Göttliche ist nicht viele Dinge, in dem Sinne, in dem jeder von uns aus Tausenden von verschiedenen und aufeinanderfolgenden Zuständen besteht, ein Konglomerat von Einheiten, von einzelnen Teilen.  (…) Es ist die Eigenschaft dessen, was unzerstörbar und rein ist, eins und ohne Vermischung zu sein.

Jeder von uns muss diese wahre, unzerstörbare Natur in sich selbst entdecken und seine Illusionen, seine Masken und seine Unzufriedenheit mit sich selbst auflösen; wir müssen die Angst beseitigen, dass wir nicht das sind, was wir sein sollten, den Ehrgeiz, „Jemand“ zu sein und „Irgendetwas“ zu erreichen.  All das kommt von äußeren weltlichen Konditionierungen, einer falschen Identität, die „zu viel“ ist und in Wirklichkeit keine Bedeutung hat. Was zählt, ist nur dieses stille „Ich bin“, „Pronoia“, die Göttlichkeit, von der wir einen Teil als unseren eigenen inneren Retter in uns tragen.

_____________________

[3]  https://freewillastrology.com/beauty/pronoia

[4] http://penelope.uchicago.edu/misctracts/plutarche.html

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Datum: Juni 10, 2023
Autor: Emilia Wróblewska-Ćwiek (Poland)
Foto: Max Kukurudziak on Unsplash CCO

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