Gib mir einen festen Punkt…

Gib mir einen festen Punkt…

… und ich werde die Welt aus den Angeln heben

Die Legende besagt, dass der große Archimedes von Syrakus, der berühmte Wissenschaftler der antiken griechischen Welt, in seinem üblichen unbändigen Enthusiasmus ausgerufen haben soll: „Gebt mir einen festen Punkt und ich werde die Welt aus den Angeln heben“.

Die Legende besagt auch, dass er bei der Lösung des Problems der Auftriebskraft von Körpern in einem flüssigen Medium, das ihn in seiner Badewanne beschäftigte, in einem Moment der Inspiration eine so intensive Erleuchtung erfuhr, dass er vor Begeisterung nackt durch die Straßen von Syrakus rannte und „Heureka!“ rief. Was ihm damals klar wurde, nennen wir heute das „Archimedische Prinzip“. Aber lassen wir dieses Problem für ein anderes Mal beiseite und konzentrieren wir uns auf den Ausdruck: „Gib mir einen festen Punkt…“.

Mathematisch gesehen wurde diese Aussage genutzt, um das „Gesetz des Hebels“ zu erklären, demzufolge jedes Gewicht (oder jede Kraft) durch eine geringere Kraft ausgeglichen wird, solange wir einen Hebel mit ungleichen Hebelarmen benutzen, auf der ungleiche Kräfte wirken.

Das heißt, eine kleine Kraft, die auf einen sehr langen Arm eines Hebels wirkt, kann eine große Kraft, die auf den anderen, sehr kurzen Arm wirkt, ausgleichen und sogar überwinden. Dazu ist jedoch ein fester Dreh- und Angelpunkt erforderlich, der den Hebel in zwei verschieden lange Arme teilt, den langen und den kurzen.

Nachdem wir diese Grundsätze dargelegt haben, geht es uns im Rahmen dieses Artikels jedoch darum, über diese Gresetzmäßigkeiten nachzudenken und ihre tiefere Bedeutung zu erfassen, wenn wir sie auf irgendeinen „alltäglichen“ Umstand oder, wie Archimedes sagte, „auf die Welt“ anwenden. Können wir die Situationen, mit denen wir täglich konfrontiert sind, als „Widerstände“ aufheben, solange wir einen festen Punkt haben? Können wir uns durch die Welt bewegen, solange wir einen festen Standpunkt haben? Und was kann dieser Standpunkt sein?

Die Antwort, die wir auf das geben, was uns widerfährt, hat ihren Ursprung im Willen. Wenn wir aufhören, unseren Willen zu gebrauchen, wird die Hebelwirkung aufgehoben, da er seinen Drehpunkt verliert.
Ferner ist der Abstand zum Drehpunkt von Bedeutung. Man muss genau wissen, in welchem Moment man die richtige Kraft, die richtige Aktion anwenden muss. Ein zu dicht dran oder zu weit entfernt bzw ein zu viel oder zu wenig kann  das Ergebnis völlig verändern.

Daraus schließen wir, dass der Widerstand, den es zu überwinden gilt, den Problemen des Alltags entspricht.
Die Kraft, die wir anwenden müssen: die Maßnahmen, die wir ergreifen, um sie zu lösen.
Der Abstand ist notwendig, um alles klar zu sehen.
Der Dreh- und Angelpunkt unseres inneren Hebels ist der Wille.

Wir müssen sehr auf unsere mentalen Gewohnheiten achten, denn wenn wir nach festen Punkten oder Standpunkten suchen, wenn wir nach soliden Ideen suchen, auf denen wir aufbauen und die wir in unser Leben integrieren, um uns weiter zu entwickeln, wenn diese Ideen zu dreh- und Anglpunkten werden, auf die wir uns stützen können und zu denen wir immer wieder zurückkehren, passiert es leicht, dass wir, wenn neue Erkenntnisse oder Überzeugungen das bisherige ins Wanken bringen, das Wissen und die Überzeugungen, die wir vorher erworben haben, anstatt uns voranzubringen, uns blockieren und wir in unserer illusorischen Welt gefangen bleiben.
In der Welt der Vorstellungen verändert man sich leichter, bewegen wir uns vorwärts. „Gib die Wahrheit von heute für die Wahrheit von morgen auf.

Wir werden darüber nachdenken müssen, ob es notwendig ist, in der Welt der Emotionen, Gefühle und Wünsche Halt zu finden. Ist emotionale Stabilität notwendig, um im Leben voranzukommen?

Wir stellen auch fest, dass dieses universelle physikalische Prinzip – das Gesetz der Hebelwirkung -, das wir auf jede alltägliche Situation in der Welt der Ursachen oder der Schatten anwenden können, in seiner zuverlässigen Wirkung zweifelhaft wird, wenn es darum geht, einen Weg in die Welt des Lichts, der Phänomene, des Spirituellen, das jenseits der Welt der Ideen liegt, einzutreten, sich zu entwickeln und dort zu leben.

Unsere Trägheit beruht auf Wiederholungen. Wir versuchen, das Leben im Universum des Lichts aus den Erfahrungen zu erklären, die wir in der alltäglichen Natur gemacht haben. Diese Erfahrungen sind für uns absolut gültig und bringen uns der Wahrheit näher.
Aber wir wissen, dass wir uns irren, wenn wir das Gewand der Tora für die Tora selbst halten“.

Welchen festen Punkt könnten wir also für den Hebel finden, um in einem Leben etwas vollkommen Neues zu entwickeln, in dem nichts Festes existiert? Welche Art von Dreh- und Angelpunkt brauchen wir, um unsere jetzige Welt aus den Angeln zu heben?
Der wichtigste Unterschied ist, dass der erste Anstoß nicht von einer äußeren Motivation kommt, sondern von innen.

Wie kann man das Unbegreifliche verstehen?

All dies bringt uns ein weiteres Symbol in Erinnerung.
Es ist der Kompass. Er markiert unseren Norden auf unserer Reise zum geografischen Nordpol.
Unser Dreh- und Angelpunkt ist der Kompass. Aber wir wissen, dass er den magnetischen Norden markiert und dass dies nicht der geografische Norden ist, auch wenn beide dicht beieinanderliegen. Der Kompass bringt uns näher ans Ziel, aber er wird uns nie dort hinbringen. Er bringt uns aber nur näher an das Ziel, solange wir weit weg sind. Aber wenn wir nah dran sind, führt er uns weg, dann führt er uns in die Irre.

Und wir gehen immer wieder in die Irre, bis wir etwas entdecken, das wir übersehen haben. Wenn wir unserem Ziel sehr nahe sind, entdecken wir, dass das einzige, was sich nicht bewegt, die Sonne ist. Wenn wir vor dem geografischen Nordpol stehen, wird sich die Erde unter unseren Füßen nicht bewegen, auch wenn sie sich weiterdreht, und die Sonne ist dann nur ein weiterer unbeweglicher Stern am Firmament. Und so wie uns nachts auf der Nordhalbkugel der Polarstern den geografischen Norden zeigt, zeigt uns tagsüber die bewegungslose Sonne, dass wir unser Ziel erreicht haben.

An dieser Stelle erkennen wir zahlreiche Schriften, die sich auf die geistige Welt beziehen und die uns sagen: Um die Welt des Geistes zu erreichen, folge der Spur dessen, was „still“ in dir ist, was zur Welt des Geistes gehört.

Es ist unser immaterieller Halt, um uns in der unkörperlichen Welt bewegen zu können.
So geben wir den Halt, den wir hatten, unseren Willen, einem neuen Willen, dem göttlichen Willen, hin.
Der Göttliche Wille ist der feste Punkt, mit dem wir die materielle Welt aus den Angeln heben.

Und hier gilt ein neues Gesetz:
„Nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe“.

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Datum: Juni 14, 2024
Autor: Joan Torró (Spain)
Foto: Wikilmages - Pixabay CCO

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