In uns und hoch oben schwebend, über dem dunklen Wald
In einem wunderschönen Dorf in Afrika, nahe dem Kalenda Bay Way, wo Schmetterlinge und Vögel frei der aufgehenden Sonne entgegenfliegen, lebte eine Gruppe von Jägern. Sie waren stolz auf ihre Tätigkeit, die die Hauptbeschäftigung der Gemeinschaft darstellte. Sie waren es, die das ganze Dorf in einer solchen Harmonie und Einigkeit ernährten, dass es wunderschön war, den Austausch am Feuer zu beobachten. Eine fröhliche Gruppe genoss ein gutes Essen und eine schöne Freundschaft: Mütter und Väter, die Seite an Seite saßen, mit ihren Kindern auf dem Schoß.
Deshalb wurden die Jäger von der Gemeinschaft immer mit Liedern und Tänzen begrüßt. Doch in letzter Zeit kam es fast immer zu Streitereien und sogar zu Kämpfen um den Besitz der Beute. Diese Uneinigkeit ging so weit, dass die Gruppe nicht mehr in der Lage war, ihre Aufgabe zu erfüllen, den Menschen im Dorf Nahrung zu bringen.
– Eure Herzen sind alle Gefangene eures Stolzes, eurer Eitelkeit und vor allem eures ungeheuren Egoismus“, warnte der weise Ratgeber der Gemeinschaft sie mit fester und kräftiger Stimme.
Dann lud er sie ein, vor der Jagd ein rituelles Bekenntnis um den Baum der Reinigung und Vereinigung der Jäger, den Tshinkunku sanga bilebi, abzulegen, der sich in der Mitte des Waldes befand. So wanderten sie bis zum Einbruch der Nacht. Als sie sich um den heiligen Baum versammelt hatten, begann der Berater nach einer schweren Stille, einige Worte der Ermutigung auszusprechen:
– „Tapfere Jäger unseres Stammes! Ihr, die ihr eure Bögen so präzise handhabt und leichte Pfeile in die Luft schießt, stellt euch nun einen Bogen aus Licht und Pfeile vor, die so präzise der Selbsterkenntnis sind, und zielt auf euer verwundetes Herz! Tötet dort, in eurem Inneren, die wilden Bestien der Selbstbezogenheit! Deshalb gibt es manchmal Unfälle, gefährliche Überraschungen, wie das plötzliche Auftauchen von Schlangen. Ich muss euch sagen, dass diese Jagd großen Mut erfordert: eure gebrochenen Herzen werden bis auf den letzten Tropfen geleert werden! Jetzt will ich hören, was euch trennt, um euch zu helfen, eure Herzen zu vereinen!“
Mit schwacher, von Scham erfüllter Stimme beginnt Mukadi zu sprechen:
– Ich habe meine Frau belogen.
Musas, dessen Augen voller Tränen sind, gesteht:
– Ich habe meinen Nachbarn bestohlen!
Ilunga, geschrumpft in seiner Kleinheit, mit erstickter Stimme, sagt:
– Ich habe meine Vorfahren nicht geachtet!
Mutomb‘ seinerseits schrie fast vor Reue:
– Ich habe meine Familie entzweit!
Nacheinander sahen sie alle die dunkle Nacht kommen.
Doch dieses Mal ist es ein tiefes und zugleich helles Schweigen, das ihre Herzen ergreift.
Schließlich sagte der weise Ratgeber:
– Jetzt, da eure Herzen von allen bösen Bestien des Egos geleert sind, möchte ich die Qualitäten eines jeden hören: die verborgenen Schätze, die in euch sind und die der Gemeinschaft angeboten werden können.
Dann kommt die Freude zu allen.
Als wahrhaft geeinte Gruppe präsentieren sie all die magischen Gaben ihrer Seelen.
– Aber wer wird unser Mwene ditu, unser Mukaleng, der Häuptling des Waldes sein? – fragt Kamuz‘ voller Rührung und Begeisterung.
– Der Häuptling des Waldes ist euer demütiges und aufrichtiges Herz, das in einem Herzen vereint ist! Ein Herz, das weit über Gut und Böse, über all unsere Grenzen hinausgeht. Ein Herz, das offen ist für das Licht, das uns in wahre Menschen verwandelt: die Menschen, die wir einst waren, als wir im Herzen Gottes lebten. – antwortet der Seelsorger.
In diesem Moment tragen sie eine große Liebe und eine große Hoffnung in ihren Herzen, mit der Gewissheit, dass ihre Mission erfolgreich sein wird.
Dann sind alle still geworden. Eine Stille, die wie ein Herz voller Licht hoch über dem dunklen Wald schwebte.