Der Film „Interstellar“ von 2014 erzählt die Geschichte einer Zukunft, in der die Erde aufgrund von Erschöpfung für die Menschen praktisch unbewohnbar geworden ist.
Aus diesem Grund macht sich eine Gruppe von Astronauten auf die Suche nach einem anderen bewohnbaren Planeten. In einem Dialog, in dem der weitere Kurs des Raumschiffs bestimmt werden soll, geraten einige der Astronauten mit ihren Ansichten aneinander. Teil der Diskussion ist die Bedeutung des Phänomens der Liebe.
Die erste Figur glaubt, dass die Liebe vor allem eine Folge des evolutionären Verlaufs des Menschen ist, da die Bildung sozialer Bindungen die Überlebenschancen erhöht. Schließlich hat ein Stamm eine höhere Überlebenschance als ein Einzelner. Die andere Figur entgegnet, dass die Liebe nicht von den Menschen erfunden wurde und mehr Bedeutung hat als nur evolutionären Nutzen. Sie merkt an:
Vielleicht bedeutet sie mehr als das, ist etwas, das wir noch nicht verstehen können. Vielleicht ist sie ein Hinweis auf die Existenz einer höheren Dimension, die wir nicht bewusst wahrnehmen können. Die Liebe ist das einzige, was wir wahrnehmen können, das die Dimensionen von Zeit und Raum übersteigt. Vielleicht sollten wir dieser Macht vertrauen, auch wenn wir sie nicht verstehen können.
Der Dialog regt mich zum Nachdenken an: Offenbar sind unterschiedliche Auffassungen von Liebe möglich, oder vielleicht gibt es sogar mehrere Arten von Liebe. Während die erste Figur die Liebe nur als biologische Funktion sieht, scheint die zweite die Liebe als eine größere universelle Kraft zu begreifen, die „die Dimensionen von Zeit und Raum übersteigt“. Die Fortsetzung – „vielleicht sollten wir dieser Kraft vertrauen, auch wenn wir sie nicht verstehen können“ – weckt die Assoziation, dass diese Kraft eine eigene Weisheit besitzt und in dieser Weisheit auch einen Plan, eine Richtung und ein Ziel hat.
Von Natur aus braucht der Mensch die Verbindung mit anderen und der Welt um ihn herum. Und in Verbindung mit anderen ist der Mensch zu großen Dingen fähig. Was für eine schöpferische Kraft hat die Menschheit, wenn sie zusammenarbeitet, und was für eine zerstörerische Kraft, wenn sie gegen sich selbst kämpft. In der konkreten Wirklichkeit zeigt sich das zum Beispiel einerseits in der immensen Zerstörung, die ein Krieg anrichtet, und andererseits – wenn Menschen zusammenarbeiten – in einem Orchester, das bei der Aufführung einer Symphonie in Schönheit zu einer Einheit zusammenfindet. Eine Schöpfung von Menschen, die sich gleichermaßen auf, sagen wir, das Musizieren konzentrieren, kann eine Ahnung von Einheit vermitteln. Doch auch diese Einheitserfahrung muss wieder vergehen, denn sie ist an die Gesetze unserer Welt gebunden, die sich ständig verändert und in der nichts von Dauer ist.
In der Lichtwelt gibt es die unvergängliche Einheit, weil dieses Feld nicht an die Gesetze unserer dualistischen Welt, wie wir sie kennen, gebunden ist. Im Logion 22b des Thomasevangeliums wird diese Welt des Lichts „das Reich“ genannt:
Wenn ihr die zwei zu einem macht, und wenn ihr das Innere wie das äußere und das Äußere wie das Innere macht, und das Obere wie das Untere, und wenn ihr das Männliche und das Weibliche zu einem macht, so dass das Männliche nicht mehr männlich und das Weibliche nicht mehr weiblich ist, und wenn ihr Augen statt eines Auges und Hand statt einer Hand und Fuß statt eines Fußes und Gleichheit statt Gleichheit macht; dann werdet ihr in das Reich eingehen.
Das Gewahrwerden des Einsseins, das „Eintreten in das Reich“ verändert uns und wirkt sich auch positiv auf unsere Verbindung mit der Welt um uns herum aus. Denn was nützt es, Mauern zu errichten oder einen anderen Menschen anzuklagen, wenn man weiß, dass man im tiefsten Wesen dieser andere Mensch ist? Wenn ein Mensch vom Licht berührt wird, verändert sich das Bewusstsein der gesamten Menschheit, denn wir sind alle durch unsichtbare Fäden verbunden. Diese unsichtbaren Fäden laufen in der Einen Liebe zusammen, die darauf wartet, im Herzen eines jeden Menschen gefunden zu werden.