„Hab‘ Sonne im Herzen …“ – Herzkrankheiten und ihre Bedeutung

„Hab‘ Sonne im Herzen …“ – Herzkrankheiten und ihre Bedeutung

Vielfach haben Herzstörungen psychische Ursachen. In seinen Reaktionen zeigt das Herz eine eigene Intelligenz. Es ist das „Gefäß“ unserer Gefühle – und es ist dazu geadelt, zum Tempel unserer unsterblichen Seele zu werden, zurBegegnungsstätte mit dem ewigen Geist.



Schon Paracelsus erkannte in seinem „senkrechten Weltbild“ hermetischen Denkens: „So wie die Sonne auf die Erde wirkt, so wirkt das Herz auf den Leib.“

So wie der Mensch selbst, so ist auch sein Herz mehrdimensional.

Das Herz ist das Zentrum unseres mikrokosmischen Wesens. Es ist der physische Lebensmotor unseres Organismus, zugleich ist es das Gefäß unserer Gefühle und ist geadelt, zum Tempel unserer unsterblichen Seele zu werden, der Begegnungsstätte mit dem ewigen Geist.

Unter der Maske der Persönlichkeit verbirgt sich unser wahres Wesen, das wir am besten erfahren, wenn wir ganz tief in unser eigenes Herz einkehren. Dort spüren wir, wer wir wirklich sind.

Das Herz hat seine Vernunft, die der Verstand nicht kennt. Um wirkliches Wissen zu erlangen, brauchen wir nicht den Umweg über den Kopf und unseren Verstand zu gehen. Das wahre Wissen schlummert im göttlichen Funken unseres Herzens. Durch Versenkung in die Stille unseres Herzens werden wir zum „Denker, der nicht denkt“.

Das bewusste Leben aus dem eigenen Herzzentrum erzeugt Licht und Wärme in unserem Körper, so wie die Sonne Licht und Wärme spendet.

Herzenslogik

Betrachten wir die Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaft, die weit über die jahrhundertelangen mechanistischen Vorstellungen über unser Herz als „Saugpumpe“ hinausgehen und wunderbare Einsichten über die Vielschichtigkeit unseres Herzorgans vermitteln.

Es wurde auf der organischen Ebene das Substrat für die „Herzintelligenz“ in Form von 40 000 Neuronen (Nervenzellen) gefunden, die auf verschiedenen Ebenen mit dem Gehirn vernetzt sind und lebenswichtige Informationen austauschen. Es ist das neuronale System des Herzens, das entscheidet, ob und wie die höheren Gehirnbereiche kognitive und emotionale Informationen verarbeiten und vor allem, was im Gedächtnis“ der  diversen Hirnbereicheaufgezeichnet werden soll. Hier sehen wir, dass unser Herz „mit denkt“ und interessanterweise oft auch ohne Wissen des Gehirns und in jedem Falle schneller als dieses.

Bei diesen Forschungen über die „Herzintelligenz“ konnte auch die interessante Feststellung gemacht werden, dass Gefühle von Freude, Liebe und Dankbarkeit eine messbare entspannte Angleichung der Herz und Atemrhythmik bewirken, während Ängste, Stress und Ängste diese Balance stören.

Gleichklang oder Missklang in diesen psychovegetativen Rhythmen, also Synchronisation oder Chaos spielen eine bisher oft zu wenig beachtete Rolle für unsere Gesundheit und vor allem für unseren physiologischen Alterungsprozess.

Das Resonanzverhalten unserer spindelförmigen Muskelzellen, die sich am gesunden Herzen unter der Impulsgebung des Sinusknotens alle gleichzeitig kontrahieren, ist ein Musterbeispiel für ökonomische und gesundheitsfördernde Kooperation. Bildhaft erinnert dieses Verhalten an die großartige Synchronizität eines Schwarmverhaltens.

Bis in die Funktion seiner einzelnen Zellen zeigt uns das Herz Liebesverhalten, denn eine Zelle ist für die andere da und synchronisiert ihren innewohnenden Rhythmus mit dem aller anderen Zellen unter dem Impuls des Sinusknotens, dem Taktgeber der Reizbildung im Herzen.

Unser Herz zeigt uns augenscheinlich, dass Kooperation im Hinblick auf ein gemeinsames Ziel ein unentbehrlicher Vorteil für jegliche Lebensform und vor allem für die Evolution des Lebendigen ist.

Dieses immanente Wissen wird bis in die einzelne Zelle des Herzens offenbar, denn wenn man zwei Kulturen von unterschiedlich schlagenden Herzen einander annähert, springen sie plötzlich in eine Synchronisation über, ohne dass sie sich berühren. Zeugnis eines Resonanzverhaltens in einem beide umgebenden elektromagnetischen Feld.

Zeitlose Botschaften aus kosmischen Speichern

Das Herz ist gleichsam ein Barometer für unsere Gefühle, wie wir sprichwörtlich und aus Märchen wahrnehmen können:

„Vor Schreck bleibt unser Herz stehen“, bei Aufregung beginnt es zu „flattern“, bei Angst „rutscht es in die Hose“.

Unsichere Herzen sind „wankelmütig.“ Uneinsichtigkeit lässt das Herz „verstocken“. Unerträgliche Lebenssituationen lassen das Herz „bluten“ und Hinterhältigkeit machen das Herz zu einer „Mördergrube“.

Lange „gekränkte“ Herzen wie auch „gebrochene“ Herzen führen oft zu physisch schwerwiegendem Kranksein.

Wenn ich mutig werden will wie Richard „Löwenherz“, dann muss ich mein „Herz in beide Hände nehmen“. Es gibt eine innere Verbindung von Sonne, Löwe, Gold und Großherzigkeit.Was mir „zu Herzen geht,“ das ist mir nahe. „Ein Herz und eine Seele sein,“ bedeutet, in völligem Gleichklang zu leben.

Das Herz ist das organische Symbol der Liebe, der innewohnenden Sehnsucht, die Zweiheit in die Einheit zu erhöhen.

So ist die Liebe die Leiter, worauf das Herz zum Himmel steigt, wie dasSprichwort sagt.

Was uns „zu Herzen geht“, trifft uns zentral, deshalb sind Herzenswünsche unser tiefstes Anliegen.

Erwartet man von uns Aufrichtigkeit, dann heißt es: „Hand aufs Herz!“.

Wie wunderbar trefflich nehmen wir das befreiende Geheimnis, das in unserem Herzen verborgen liegt, in den allegorischen Märchenworten aus dem Kleinen Prinzen wahr: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Seelische Not des kranken Herzens

In der Heilkunst wird die Vernetzung zwischen unserer Seelenverfassung und dem Herzorgan deutlich. Dort zeigt es sich, dass Herzprobleme zugleich immer „Herzensprobleme“ sind.

Schauen wir uns die psychosomatischen Hintergründe einiger der häufigsten Herzstörungen an, wo diese Zusammenhänge deutlich werden. Dabei erkennen wir auch, wieso sie in unserer heutigen Zeit eine so große Rolle spielen.

Die Herzenge ( Angina pectoris) ist das auf die Körperebene verschobene seelische Problem der Engherzigkeit, die es zu erlösen gilt. Die Beklemmung zeigt die Klemme, in der der Betroffene steckt, die ihm aber nicht bewusst ist. Das sich zusammenkrampfende Herz veranschaulicht den Krampf und Kampf um die Herzensangelegenheiten, in die der Mensch verstrickt ist, ohne sie sich einzugestehen. Die körperliche Not bremst ihn aus, um seine Aufmerksamkeit auf sein Herzensproblem, auf seine Engherzigkeit zu lenken.

Das Herz ruft nach Weitung, es möchte aus seiner Starre herausbrechen, die der Betroffene über Jahre dadurch entstehen ließ, dass er seine Emotionen eisern verschlossen hielt.

Dazu muss er die Sackgasse, in die sein bisheriges verschlossenes Herz ihn geführt hat, erkennen, um eine Wandlung und Öffnung zu ermöglichen. Da er mit seiner existenzbedrohenden Situation buchstäblich an der Wand steht, bedeutet das eine  weitere Lernaufgabe. Dazu gehört die ungeschminkte Wahrnehmung der Botschaft, die diese Symptomatik enthält, damit sich die Bereitschaft zur inneren Wandlung entwickeln kann.

So wie das Herz den Angina Pectoris-Kranken zwingt, alle äußeren Aktivitäten augenblicklich stehen und liegen zu lassen und sich auf das Überleben zu konzentrieren, so bedeutet das für seine innere Wesenheit, sich auf die Mitte und das Wesentliche seines Lebens zu besinnen.

Der Schlüssel zur Selbsthilfe liegt im Rückzug in das Herzkämmerlein, um in der inneren Stille wieder mit der bedürftigen Seele in Berührung zu kommen, wodurch die Achtsamkeit erwacht und wir zu einem Wesen  mit einem offenen, zugewandten Herzen werden. Das Herz wird dann auch „ganz Ohr“, um die Stimme der Stille, den „tonlosen Ton“ unserer Seelenintuition zu hören, die uns den Weg weisen will, der uns wieder mit unserer Sinnhaftigkeit und unserem Lebensauftrag verbindet.

Die oft finale Sackgasse der Angina Pectoris ist der Herzinfarkt, der in einem Fünftel der Fälle tödlich endet.

Überlebt der Betroffene ihn, dann ist ein Teil seines Herzens, seiner Mitte, tot, er trägt eine Narbe. Das bedeutet ein tiefes seelisches Trauma, durch das aber zugleich eine große Chance zur bewussten Lebensänderung geschenkt wird,die uns an die Pforte unseres spirituellen Erwachens führen kann, weil wir in einer existenziellen Bedrohung sind, die unser eigensinniges Ego in die Kapitulation zwingt. Der Herzinfarktkandidat steht gemeinsam mit seinem Herzen unter dem Druck einer vermeintlich feindlichen Umwelt und hohen Konkurrenz. Um des Erfolges willen hat er sich in das Mühlrad der ewigen Überforderung und einesüberdisziplinierten Leistungsstresses eingelassen.

Seltsam, wie sich die Menschen und ihr Herz für die Leistung und den Erfolg, für Anerkennung und Geld buchstäblich zerreißen lassen.

Am Ende dieser aufrüttelnden Erfahrung kann das Bewusstsein geboren werden, dass die unablässige Suche nach Anerkennung und die daraus erwachsene Sucht, sich diese durch Leistung zu verdienen, auf der seelischen Ebene nichts anderes meint als eine tiefe Sehnsucht, zu lieben und geliebt zu werden.

Herzrhythmusstörungen sind in unserer modernen hektischen Zeit ebenfalls eine häufige Gesundheitsstörung. Sie sind die Signatur dafür, dass der Betroffene nicht mehr in der Präsenz der Gegenwart lebt, sondern immer der Zeit vorauseilt. Er treibt sich in einer forcierten Lebensführung selbst an, die keinerlei Ruhepausen und Rückbesinnungsmomente zulässt. So verliert der Mensch und mit ihm sein Herz die Taktung.

Die Ausgeglichenheit zwischen Leistung und Erholung, zwischen Anspannung und Regeneration ist dem permanenten hyperaktiven Lebensstil gewichen. Hier muss das Herz einen rhythmischen Tumult auslösen, um den Betroffenen wieder in seine normale Lebensrhythmik zurückzurufen. Das Lebenskonzept ist aus den Fugen geraten, der Mensch hat sich verzettelt, was durch den gestörten Rhythmus des Herzens fühlbar zum Ausdruck kommt.

Die heilbringende Chance liegt darin, sich wieder auf die lebendige Gegenwart zu besinnen, also im ruhig fließenden Gleichmaß von Hier und Jetzt zu leben. Dies bringt die nötige innere Ruhe, in der die Stimme unseres ewigen Selbstes wieder vernommen werden kann. Auf diese Weise kommen wir der Ursache solcher Störungen, die sich natürlich am Rhythmusgeber unseres Lebens, dem Herzen, manifestieren müssen, näher, und die nötigen Heilmittel zur Rhythmusstabilisierung können sich dann hilfreich auswirken.

Herzstörungen gehen immer mit Angst einher und das lässt die  Menschen oftmals zu Kapazitäten-„killern“ in der Kardiologie werden, da das aus der Angst geborene Misstrauen jegliche Kompetenz untergräbt. Normale Untersuchungsbefunde bringen dadurch nur kurzfristig Beruhigung für das angstneurotische Ego, das sich in seiner Existenz bedroht fühlt. Es ist schwer, sich aus dieser Klammer zu befreien, aber es ist eine wunderbare Chance, zu erkennen, wer oder was in uns Angst hat und sich dann in eine freiwillige Hingabe einzulassen, um sich der sicheren Führung unserer unsterblichen Seele zu überlassen in der Gewissheit, dass in ihr Frieden, Weisheit und Liebe wohnen.

Auch die Menschen, die in sich ein versteinertes Herz tragen, leiden physisch an Herzschwächen. Sie brauchen viel Kraft, um ihre scheinbare Unbewegtheit aufrecht zu erhalten. Sie sind gekränkt worden, haben schmerzhafte Verluste hinnehmen, Versagenszustände aushalten müssen und Ähnliches, weshalb sie ihr Herz ängstlich verschlossen halten. Sie haben ihr Herz verhärtet und sind innerlich sehr einsam. Die befreiende Chance für diese Menschen ist, zu erkennen, dass nur im Vergeben und Vergessen all dessen, was ihnen angetan wurde, eine wirkliche Genesung möglich ist. Auch sich selbst gegenüber bedeutet die Vergebung eine Befreiung, denn es war ja das Ego, unsere Ichheit, die sich nicht verstanden, angegriffen oder beleidigt fühlte. Unsere wahre Seele atmet in der Liebe, die nicht urteilt, alles duldet und in ihrer Barmherzigkeit alles vergibt.

Aus der Betrachtung der psychosomatischen Vernetzung von Herzensproblemen sehen wir deutlich vor uns, dass, wenn unser Herz aus seiner Mittung gefallen ist, immer eine „Heim -suchung“ unseres wahren Seelenwesens dahinter steht. Diese Anmahnungen aus unserem ewigen Seelenkern sind zugleich Läuterung vom Lärm unseres Ego, das die Stimme unseres wahren Wesens übertönt.

Alle Leiden und Krankheiten des natürlichen Menschen werden so auf dem spirituellen  Weg zu einem Sprungbrett für ein neues Leben, das seinen Sinn im Erfahren und Bezeugen der überweltlichen Wirklichkeit findet.

Heilimpulse aus dem „senkrechten Weltbild“

So dürfen wir begreifen, dass in diesem besonderen „Sonnen-Gold-Organ“,unserem Herzen, auch die Pforte zum spirituellen Erwachen zu finden ist.

Gold spielt deshalb in der regenerierenden, aufrichtenden, ganzheitlichen Herztherapie eine äußerst hilfreiche Rolle. In direkter Analogie spiegelt sich  in der Ambivalenz von Licht und Schwere im Sonnenmetall und dem damit korrespondierendem Laster des Hochmuts und der Tugend der Demut unsere unmittelbare Lebensaufgabe. Die Wandlung vom Hochmut zur Demut, die Überwindung unserer Selbstbezogenheit in die Selbstlosigkeit findet in unserem Herzen, der Mitte unseres  Mikrokosmos statt. Im Herzen entsteht die Hingabe an die Christuskraft in uns, die der Erlösung der Menschheit und ihrer Erde dient und aus deren Liebeskraft die Barmherzigkeit für alle lebenden Wesen erwächst.

In wunderbaren Worten kommt diese Geisteshaltung in dem Herzensgebet von Klaus von Flüe (1417-1487 ) zum Ausdruck:

Mein Herr und mein Gott,
nimm mir alles,
was mich hindert zu Dir.

Mein Herr und Gott.
Gib alles mir,
was mich fördert zu Dir.

Mein Herr und mein Gott,
nimm mich mir und gib mich
ganz zu eigen Dir.
Amen.

Print Friendly, PDF & Email

Share

LOGON Magazine

Bestellmöglichkeiten

über unseren Online-Shop oder per Email: shop@logon.media

  • Einzelheft 10 €, inkl. Versand (Ausland 14 €, inkl. Versand)
  • Einzelheft digital 4 €
  • Print-Abo 36 €, 4 Ausgaben/Jahr, inkl. Versand (Ausland 52 €), fortlaufend, Kündigung jederzeit möglich.
  • Digitales Abo 15 €, 4 Ausgaben/Jahr zum Download (pdf), fortlaufend, Kündigung jederzeit möglich.

Unsere neuesten Artikel

Post info

Datum: Februar 26, 2024
Autor: Dr. Dagmar Uecker (Germany)
Foto: heart-of-stone-Dimitris Vetsikas auf Pixabay CCO

Bild: